Durch Reinheit zur Transzendenz
Die Grundstruktur der Forschung besteht aus Träumen, in
die die Fäden des Denkens, des Messens und der Berechnung eingeflochten sind.
A. Szent-Gyorgyi in: Raum-Zeit und erweitertes Bewusstsein
Mit der Gründlichkeit eines Goldwäschers, der beharrlich den Flussschlamm aussiebt, um winzige Goldkörnchen zu finden, filtert die Jungfrau die ethischen und wissensmäßigen Essenzen, die das zeitlose Strömungsspiel mystischer Unendlichkeit an die Oberfläche des Bewusstseins spült. In diesem verantwortungsbewussten und selbstüberwindenden Streben nach höchster Erkenntnis bemüht sie sich in hohem und feinstem Maße um Objektivität, Neutralität und um ethisch reine Motiviertheit. Durch ihr sachdienliches und fürsorgliches Wirken wird das Vertrauen in irrationale Seinsqualitäten vorsichtig und stufenweise entwickelt. Ihr zweifelndes Grundnaturell ist nicht Hemmschuh oder Blockierung, sondern Motor zur skepsisüberwindenden Bewusstseinserweiterung: Zweifel ist die Initiationskraft zur Klarschau. Die Jungfrau macht uns in Form des Gewissens ständig darauf aufmerksam, uns von unseren egoistischen Begrenztheiten zu lösen, um uns überpersönlichen Gesetzmäßigkeiten anzunähern. Gewissensbisse sind Alarmsignale, die uns darauf hinweisen wollen, egohafte Fehlfixierungen zu transzendieren und nicht gegen die eigene, nach Selbstlosigkeit strebende Natur zu handeln.
Mit mikroskopisch vergrößernden Röntgenaugen und einem perfekt ausgereiften Ableitungsvermögen schließt sie vom Detail auf das Ganze, denn das Große wird mit Vorliebe erst im Kleinen sichtbar. So wie Naturwissenschaftler durch Differenzierungen atomarer Wirklichkeit auf ein verborgenes Vakuum oder Nichts rückschließen, kann in Umkehrung hierzu der Tantriker aus der meditativen Erfahrung des »Nichts« heraus das Sein relativiert betrachten. Beides sind Annäherungen an die Jungfrau-Fische-Achse. Der esoterische oder exoterische Wissenschaftler erschließt die Zauberwelt der Fische über das höhere Wissen und die Vernunft der Jungfrau, während der Tantriker oder Mystiker durch seine Erfahrungen zur Erkenntnis allgemeiner und abstrahierter Gesetzmäßigkeiten gelangt.

Diese Meerjungfer, halb Engel, halb Fisch, symbolisiert die Verbundenheit oder das Wechselspiel der Fische-Jungfrau-Achse, der gegenseitigen Durchdringung von Seele und dem nach Klarheit und Reinheit drängenden Bewusstsein. Die Jungfrau transformiert das dunkle, mystische Sein in religiöse und esoterische Weisheit, in heilsame geistige Medizin. Dass Erkenntnis auch immer Befreiung ist, symbolisieren die beiden verschiedenfarbigen Adlerflügel, die die Gegensatzüberwindung widerspiegeln.
Ob nun empirisch oder abstrakt-theoretisch, sowohl die eine als auch die andere Vorgehensweise bemüht sich um ein Verständnis der absoluten Wahrheit, selbst wenn sich diese am Ende »nur« als Illusion entpuppte. Über beide Energien entwickeln wir Vertrauen in unseren feinstofflichen Background und benutzen hierbei die Medien sachdienlicher bzw. ekstatischer Hingabe. Durch sie beginnt und endet das uranfängliche Wechselspiel von Ursache (Fische) und Wirkung (Jungfrau), die Trennung von Nicht-Sein und Sein, die Polarisierung in hell und dunkel, in Schlange und Adler, Drachentöter und Drachenfreund.
Erkenne Deine Männlichkeit, bewahre Deine Weiblichkeit! Sei das Strömen des Universums!
Als kosmischer Strom bist Du wahrhaftig und
unerschütterlich, wirst erneut wie ein kleines Kind. Wisse um das Weiße, aber bewahre das Schwarze. Sei der Welt ein Beispiel!
Als Vorbild für die Welt stets wahrhaftig und beharrlich, kehre zur Unendlichkeit zurück.
Tao-Te-King, Kap. 28
| Jungfrau | Fische | |
| Zweifel |
Glaube |
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| Prinzipien |
sensible Offenheit |
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| esoterisches Verstehen |
mystisches Erleben |
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| Vorsicht und Methodik |
Vertrauen in den Zufall |
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| Distanz |
Verschmelzung |
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| Gründlichkeit |
Unergründlichkeit |
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| Ordnung |
Auflösung, Archaik |
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| kritische Motivationsklärung |
schwingungsmäßige Motiviertheit |
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| Reinheit des Denkens |
Reinheit des Fühlens |
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| Verantwortlichkeit dem Detail gegenüber |
Verantwortlichkeit dem Ganzen gegenüber |
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| polarisierend (positiv - negativ) |
entpolarisierend (weder positiv noch negativ) |
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| bewusste Fürsorge |
instinktmäßige Fürsorge |
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| analytisch prüfende Gewissheit |
Gewissheit durch Erfahrung und Initiation |
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| exoterische Keuschheit (Ernährung, Körper, Sexualität) |
esoterische Reinheit (selbstloses Arbeiten mit mystischen Energien) |
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| Sutra (wissensmäßige, philosophische und ethische Grundlagen des Tantra) |
Tantra (mystische, erlebbare und transzendierende Arbeit im imaginativen Bereich) |
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| Selbstüberwindung durch Disziplin |
Selbstüberwindung durch Hingabe |
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| Wissenschaft |
Vertrauen, Glaube, mystische Erfahrung |
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| Enthaltsamkeit, Abgrenzung |
Grenzenlosigkeit, Transzendenz |
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| von der äußeren auf die verborgene Wirklichkeit schließen |
von der verborgenen Wirklichkeit auf deren Spiegelung als äußere Wirklichkeit schließen |
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| Verfeinerung des logischen Denkens |
Verfeinerung intuitiven Fühlens und Ahnens |
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| Bindungen an sinnvolle Vorsätze |
Rückanschluss über mystische Initiationen |
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| höchster Wissensaspekt des Yang-Bereichs | höchster Weisheitsaspekt des Yin-Bereichs | |
| Gemeinsam | ||
| Ideale der Selbstlosigkeit (Bodhisattvagedanken); Arbeit im und am metaphysischen Bereich; soziale Verantwortungsgefühle; Streben nach höchster Vervollkommnung; Wissen und Gewissen; die Initiation und ihre Grundlagen; Beschäftigung mit den wurzelhaften Ursachen des relativen Seins; Streben nach Transzendierung der Ursache-Wirkung-Gesetzmäßigkeiten; Hintergrundwissen; Suche nach überpersönlichen ethischen Wertmaßstäben; fürsorgliches Empfinden; Verantwortung gegenüber dem feinstofflichen Bereich | ||


Hans Hinrich Taegers Buch "Astro-Energetik", erstmals erschienen im Jahr 1982, unternimmt den Versuch, die Bereiche altehrwürdiger
Astrologie und des traditionellen buddhistischen Weltbildes unter der neuen Bezeichnung »spirituelle Astro-Energetik« zusammenzuführen.