Hans Hinrich Taeger: Astro-Energetik

Übungen: Yoga des inneren Feuers

©Astrodienst AG 2018

Bringe deine Wirbelsäule in eine senkrechte Position (Küchenstuhl, Lotossitz, auf dem Rücken liegen oder stehen), entspanne deinen Körper und stell dir vor, dass du anstatt durch die Nasenlöcher durch dein Windchakra einatmest. Die Luft steigt von dort aus zur Scheitelhöhe deines Schädels, von wo sie durch die linken und rechten Nadikanäle nach unten fließt und in Höhe des Nabelchakras in die mittlere oder zentrale Nadi mündet. Das Nabel-Chakra wird in der westlichen Esoterik auch das Liebes- oder Venus-Chakra genannt. Stelle dir die zentrale Nadi wie eine fingerbreite, durchsichtige, geradlinige und leere Lichtröhre vor, die vom Scheitel- bis zum Wurzelchakra führt und die etwas unterhalb des Nabelchakras einen kleinen Glutfunken von der Größe eines Samenkorns enthält. Bemühe dich, die Wärme in der Nabelgegend zu spüren. Versuche mit deinem Bewusstsein dem Herunterpressen der Luftenergie durch die linke und rechte Nadi zu folgen, oder schlucke nach jedem Einatmen, was einen ähnlichen Effekt hat. Stelle dir gleichzeitig vor, dass du bei angehaltenem Atem durch ein leichtes Zusammenziehen der Schließmuskeln ebenfalls Luftenergie vom grünstrahlenden Wurzel- oder Steißbeinchakra in die zentrale Nadi hinaufpumpst. Durch die einfließende Atemluft von oben und die Windenergie von unten heizt sich der Lichtfunke in Nabelhöhe von Atemzug zu Atemzug stärker an und beginnt zu glühen und schließlich zu flammen. Wiederhole diesen Vorgang so lange, bis du ein deutliches Wärmegefühl in der Nabelgegend spürst.

Stelle dir vor, dass sich allmählich der ganze mittlere Kanal in eine Flammenröhre verwandelt, die alle darüber und darunter liegenden Chakren aktiviert und energetisch reinigt. In dem Augenblick, in dem die Flammen das Scheitelchakra erreichen, bringen sie eine sich dort befindende weiß-silbrige Nektar-Energie zum Schmelzen, worauf diese langsam die zentrale Nadi hinabfließt und zu euphorisch-ekstatischen Erfahrungen führt, die sexuellen Glückszuständen gleichen. Sobald der herabfließende Nektar mit dem lodernden Funken des Nabelchakras zusammentrifft, werden dort gewaltige Kräfte frei (als wenn man Benzin in Feuer gießt) und man erlebt einen neuen ekstatischen Höhepunkt. Erreicht die Flüssigkeit das unterste Chakra, beginnt sie sich durch das gesamte Nadi-Netzwerk des Körpers zu verteilen, bis dein gesamter Körper mit strahlend-weißer Lichtflüssigkeit angefüllt ist. - Diese »Yoga des inneren Feuers« genannte Übung dient nicht nur der bewussteren Wahrnehmung der verschiedenen Hauptchakren, sondern auch ganz allgemein der Reinigung der Windkanäle. Das sexuell-ekstatische High, das hierbei erfahren werden kann, soll einen Vorgeschmack für ein vertieftes tantrisches Training bieten. Die Übung selbst verlangt einige Geduld, und man sollte sich auch an Teilergebnissen erfreuen. Ein unnötiges Puschen kann gefährlich sein. Ratsam ist es, sich auf maximal 10-20 tiefe Atemzüge pro Session zu beschränken (nicht mehr als 8-10 Minuten täglich).

Tara-Venus-Analogien

Verkörperte Gedankenformen hängen wie Wassertropfen des Meeres aneinander und bilden in ihrer Gesamtheit die äußere Welt. Mögen die Dinge auch in äußerer Gestalt in Erscheinung treten, ihre wahre Wesenheit ist nur der Gedanke als Ding an sich, als Geist. Die Zweiheit liegt in der Erscheinung, nicht im Wesen.
Evans-Wentz (aus »Yoga und Geheimlehren Tibets«)

Das Wort Tara leitet sich aus dem Sanskrit ab und bedeutet soviel wie Stern. Ich maße mir nicht an, definitiv zu behaupten, dass Tara identisch mit dem Morgen- und Abendstern Venus sei. (Sie wird auch häufig mit dem Neumond resp. dem Mondthema im allgemeinen in Verbindung gebracht.) Eine Analogie liegt aber nahe, verkörpert sie doch Schönheit, magischen Zauber, aktive Hilfsbereitschaft, Beweglichkeit und Spontaneität und wirkt vor allem auf das Denkhandeln ein, wobei sie falsche Denkmuster, dualistische Sichtweisen und Täuschungen überwinden hilft und somit eine reife Antwort auf unser recht unklares westliches Venus-Bild bietet. Die personifiziert dargestellte weibliche Luftelementsgöttin Tara ist neben Manjushri, Vajrapani, Chenrezia und der Weißen Tara eine der populärsten Schutzgottheiten des Nördlichen Buddhismus, über die es eine Unzahl von Legenden, Geschichten, Lobpreisungen, Kulte, Entstehungsmythologien, wissenschaftlichen Untersuchungen, Meditationsanleitungen etc. gibt.

Wenn ich nachfolgend von Tara spreche, so meine ich damit nicht eine außenstehende, von uns getrennt existierende Gottheit, wie es in theistischen Religionen begriffen wird, sondern die Verkörperung einer Weisheit, die jedem von uns innewohnt und die durch spezielle Praktiken des Geistestrainings wachgerufen werden kann. Tara, das ist ein verschütteter oder schwer zugänglicher Teil unseres Selbst und nicht etwas, das von außen in uns hineindringt! Dem beweglichen Luftelement entsprechend hat sie viele Gesichter, die über das ganze Spektrum von zornig bis lieblich, über heldenhaft und entschlusskräftig bis weiblich und anmutig reichen. Sie ist eine unermüdlich treibende Kraft, ständig auf dem Sprung, ihr Weisheitswissen durch Denken und Tun praktisch unter Beweis zu stellen. Sie ist ständig abrufbereit, das Elementen-Mandala harmonisch zusammenzuhalten und entstehende Spannungen, die sich uns in Form von Ängsten, Gewissenszwiespälten, Handlungsgelähmtheiten (als Folge von Unentschiedenheiten) etc. darstellen, zu überwinden, unsere Energien in Fluss zu bringen. Hierbei ist sie neben einer grundsätzlich positiven Eingestimmtheit hauptsächlich von der Erkenntnis motiviert, dass es keine Zeit zu verlieren gilt, da jedwede denkerische Neulandgewinnung im Zuge der unendlichen Wiedergeburtsspirale eine Verwirklichung nach sich ziehen muss. Karma kann also nur dadurch zum Stillstand kommen, wenn die denkerischen Ursachen durch höhere Einsicht und Weisheit relativiert und somit quasi aufgehoben sind, was ein entsprechendes Handeln und Tun nach sich zieht.

Da wir uns nur mühsam von der Spur dualistischen Denkens lösen können, bedarf es wohl schon erleuchtungsähnlicher Gewichtungen eines denkerisch-paradoxen Erfassens der Synchronizität von Leere und Sein, um den groben und subtilen karmischen Fallstricken zu entgehen. Auf diesem Weg steht uns die Tara-Energie unentwegt zur Seite. Hierbei blickt sie vom Standpunkt höchster Wirklichkeit und Erkenntnishelle auf unser karmisches Schlamassel. Wer kann es ihr dabei übelnehmen, dass sie hin und wieder von heiligem Zorn ergriffen wird, um uns aus dem lethargischen Dämmerzustand wachzurütteln, der uns alle unsere Erkenntnisse und Weisheiten immer wieder vergessen lässt. Hierbei behandelt sie uns nicht mit Moralin-Spritzen, sondern appelliert an den mündigen, karmisch selbstverantwortlichen Menschen, endlich aufzuwachen, sein geistiges Potential voll auszunutzen und den bequemen Selbsttäuschungen den Krieg zu erklären. - All dies widerspricht unserem herkömmlichen astrologischen Venus-Bild der großen Liebeszauberin und Verblenderin, ja es bildet beinahe eine Art Antibild zur östlichen Tara. - Sind unsere verkorksten Harmonie- und Liebes-Vorstellungen in ihrer ewigen Unerfüllbarkeit nicht gerade die Warnschilder, die uns die höhere Tara-Venus in ihrem größten Mitempfinden in den Weg gestellt hat?: »Vorsicht - Sackgasse - so geht's nicht weiter!« - Oder hat sie der große Bluff vom lieben Gott, der alles wundersam lenkt und uns nach dem Tode in engelsamen Gewahrsam nimmt, so ungeheuerlich erregt, dass wir nur den Saum ihres tieferen Wesens wahrnehmen durften? - Am Beginn des New Age liegt es an uns, die Komplexität des Waage-Venus-Themas von Grund auf neu zu entdecken und der karmischen Wahrheit ins Gesicht zu blicken.

Bevor du mit deiner täglichen Tara-Session anfängst, solltest du immer ein wenig über die Karmagesetzmäßigkeit von Ursache und Wirkung nachdenken, die sich im alltäglichen Leben - 24 Stunden rund um die Uhr - präsentiert. Nimm den Vorsatz mit, diesen Karmakreislauf durch die Entwicklung von weisen, wohlabgewogenen und harmoniefördernden Entscheidungen zu einem Stillstand zu bringen. Wünsche dir ein bisschen mehr Einblick in das höchste Seinsverständnis der Relativität aller Phänomene, und - most important - wünsche dir, dass deine Waagschalen diese Erkenntnisse so stark gewichten lernen, dass du sie in den Lebensalltag hineintragen kannst. Bringe - astrologisch übersetzt - deinen Saturn in die Waage. Entwickle auch ein Gefühl von Offenheit und medialer Verbundenheit mit allen Elementenenergien deines Mandalas, das eine Spiegelung des großen Weltenganzen darstellt.

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Hans Hinrich Taeger:
Astro-Energetik

Hans Hinrich Taegers Buch "Astro-Energetik", erstmals erschienen im Jahr 1982, unternimmt den Versuch, die Bereiche altehrwürdiger Astrologie und des traditionellen buddhistischen Weltbildes unter der neuen Bezeichnung »spirituelle Astro-Energetik« zusammenzuführen.

Hans Hinrich Taeger starb im Jahr 2013, und seine Werke drohten in Vergessenheit zu verschwinden. Thomas Siegfried, sein langjähriger Lebensgefährte und Erbe, hat Astrodienst im Jahr 2017 die Rechte zur Online-Publikation von Taegers Bücher erteilt. Wir haben den Inhalt der zweiten Ausgabe nun für diese Online-Ausgabe aufbereitet und freuen uns, dieses aussergewöhnliche Buch hier der astrologischen Community zur Verfügung stellen zu können.