Hans Hinrich Taeger: Astro-Energetik

Das Wechselspiel von Jungfrau und Fische

©Astrodienst AG 2018

Durch Reinheit zur Transzendenz

Die Grundstruktur der Forschung besteht aus Träumen, in die die Fäden des Denkens, des Messens und der Berechnung eingeflochten sind.
A. Szent-Gyorgyi in: Raum-Zeit und erweitertes Bewusstsein

Mit der Gründlichkeit eines Goldwäschers, der beharrlich den Flussschlamm aussiebt, um winzige Goldkörnchen zu finden, filtert die Jungfrau die ethischen und wissensmäßigen Essenzen, die das zeitlose Strömungsspiel mystischer Unendlichkeit an die Oberfläche des Bewusstseins spült. In diesem verantwortungsbewussten und selbstüberwindenden Streben nach höchster Erkenntnis bemüht sie sich in hohem und feinstem Maße um Objektivität, Neutralität und um ethisch reine Motiviertheit. Durch ihr sachdienliches und fürsorgliches Wirken wird das Vertrauen in irrationale Seinsqualitäten vorsichtig und stufenweise entwickelt. Ihr zweifelndes Grundnaturell ist nicht Hemmschuh oder Blockierung, sondern Motor zur skepsisüberwindenden Bewusstseinserweiterung: Zweifel ist die Initiationskraft zur Klarschau. Die Jungfrau macht uns in Form des Gewissens ständig darauf aufmerksam, uns von unseren egoistischen Begrenztheiten zu lösen, um uns überpersönlichen Gesetzmäßigkeiten anzunähern. Gewissensbisse sind Alarmsignale, die uns darauf hinweisen wollen, egohafte Fehlfixierungen zu transzendieren und nicht gegen die eigene, nach Selbstlosigkeit strebende Natur zu handeln.

Mit mikroskopisch vergrößernden Röntgenaugen und einem perfekt ausgereiften Ableitungsvermögen schließt sie vom Detail auf das Ganze, denn das Große wird mit Vorliebe erst im Kleinen sichtbar. So wie Naturwissenschaftler durch Differenzierungen atomarer Wirklichkeit auf ein verborgenes Vakuum oder Nichts rückschließen, kann in Umkehrung hierzu der Tantriker aus der meditativen Erfahrung des »Nichts« heraus das Sein relativiert betrachten. Beides sind Annäherungen an die Jungfrau-Fische-Achse. Der esoterische oder exoterische Wissenschaftler erschließt die Zauberwelt der Fische über das höhere Wissen und die Vernunft der Jungfrau, während der Tantriker oder Mystiker durch seine Erfahrungen zur Erkenntnis allgemeiner und abstrahierter Gesetzmäßigkeiten gelangt.

Diese Meerjungfer, halb Engel, halb Fisch, symbolisiert die Verbundenheit oder das Wechselspiel der Fische-Jungfrau-Achse, der gegenseitigen Durchdringung von Seele und dem nach Klarheit und Reinheit drängenden Bewusstsein. Die Jungfrau transformiert das dunkle, mystische Sein in religiöse und esoterische Weisheit, in heilsame geistige Medizin. Dass Erkenntnis auch immer Befreiung ist, symbolisieren die beiden verschiedenfarbigen Adlerflügel, die die Gegensatzüberwindung widerspiegeln.

Ob nun empirisch oder abstrakt-theoretisch, sowohl die eine als auch die andere Vorgehensweise bemüht sich um ein Verständnis der absoluten Wahrheit, selbst wenn sich diese am Ende »nur« als Illusion entpuppte. Über beide Energien entwickeln wir Vertrauen in unseren feinstofflichen Background und benutzen hierbei die Medien sachdienlicher bzw. ekstatischer Hingabe. Durch sie beginnt und endet das uranfängliche Wechselspiel von Ursache (Fische) und Wirkung (Jungfrau), die Trennung von Nicht-Sein und Sein, die Polarisierung in hell und dunkel, in Schlange und Adler, Drachentöter und Drachenfreund.

Erkenne Deine Männlichkeit, bewahre Deine Weiblichkeit! Sei das Strömen des Universums! Als kosmischer Strom bist Du wahrhaftig und unerschütterlich, wirst erneut wie ein kleines Kind. Wisse um das Weiße, aber bewahre das Schwarze. Sei der Welt ein Beispiel! Als Vorbild für die Welt stets wahrhaftig und beharrlich, kehre zur Unendlichkeit zurück.
Tao-Te-King, Kap. 28

Jungfrau   Fische
Zweifel
  Glaube
Prinzipien
  sensible Offenheit
esoterisches Verstehen
  mystisches Erleben
Vorsicht und Methodik
  Vertrauen in den Zufall
Distanz
  Verschmelzung
Gründlichkeit
  Unergründlichkeit
Ordnung
  Auflösung, Archaik
kritische Motivationsklärung
  schwingungsmäßige Motiviertheit
Reinheit des Denkens
  Reinheit des Fühlens
Verantwortlichkeit dem Detail gegenüber
  Verantwortlichkeit dem Ganzen gegenüber
polarisierend (positiv - negativ)
  entpolarisierend (weder positiv noch negativ)
bewusste Fürsorge
  instinktmäßige Fürsorge
analytisch prüfende Gewissheit
  Gewissheit durch Erfahrung und Initiation
exoterische Keuschheit (Ernährung, Körper, Sexualität)
  esoterische Reinheit (selbstloses Arbeiten mit mystischen Energien)
Sutra (wissensmäßige, philosophische und ethische Grundlagen des Tantra)
  Tantra (mystische, erlebbare und transzendierende Arbeit im imaginativen Bereich)
Selbstüberwindung durch Disziplin
  Selbstüberwindung durch Hingabe
Wissenschaft
  Vertrauen, Glaube, mystische Erfahrung
Enthaltsamkeit, Abgrenzung
  Grenzenlosigkeit, Transzendenz
von der äußeren auf die verborgene Wirklichkeit schließen
  von der verborgenen Wirklichkeit auf deren Spiegelung als äußere Wirklichkeit schließen
Verfeinerung des logischen Denkens
  Verfeinerung intuitiven Fühlens und Ahnens
Bindungen an sinnvolle Vorsätze
  Rückanschluss über mystische Initiationen
höchster Wissensaspekt des Yang-Bereichs   höchster Weisheitsaspekt des Yin-Bereichs
Gemeinsam
Ideale der Selbstlosigkeit (Bodhisattvagedanken); Arbeit im und am metaphysischen Bereich; soziale Verantwortungsgefühle; Streben nach höchster Vervollkommnung; Wissen und Gewissen; die Initiation und ihre Grundlagen; Beschäftigung mit den wurzelhaften Ursachen des relativen Seins; Streben nach Transzendierung der Ursache-Wirkung-Gesetzmäßigkeiten; Hintergrundwissen; Suche nach überpersönlichen ethischen Wertmaßstäben; fürsorgliches Empfinden; Verantwortung gegenüber dem feinstofflichen Bereich
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Hans Hinrich Taeger:
Astro-Energetik

Hans Hinrich Taegers Buch "Astro-Energetik", erstmals erschienen im Jahr 1982, unternimmt den Versuch, die Bereiche altehrwürdiger Astrologie und des traditionellen buddhistischen Weltbildes unter der neuen Bezeichnung »spirituelle Astro-Energetik« zusammenzuführen.

Hans Hinrich Taeger starb im Jahr 2013, und seine Werke drohten in Vergessenheit zu verschwinden. Thomas Siegfried, sein langjähriger Lebensgefährte und Erbe, hat Astrodienst im Jahr 2017 die Rechte zur Online-Publikation von Taegers Bücher erteilt. Wir haben den Inhalt der zweiten Ausgabe nun für diese Online-Ausgabe aufbereitet und freuen uns, dieses aussergewöhnliche Buch hier der astrologischen Community zur Verfügung stellen zu können.