Hans Hinrich Taeger: Astro-Energetik

JUPITER

©Astrodienst AG 2018

Jupiter-Zeus ist der größte Planet unseres Sonnensystems. Er zieht wie ein riesiger aufgeblähter Gasballon (seine Bestandteile sind Wasserstoff und Helium) seine Bahn um die Sonne und ist von ca. 16 Monden umgeben. Seine vier bedeutendsten Satelliten sind Io, Europa, Ganymed und Kallisto, die teilweise größer als der Planet Merkur sind. Bestimmte Jupiterrhythmen sind für die periodisch wiederkehrenden Sonnenfleckentätigkeiten mitverantwortlich. Von Jupiter geht eine dermaßen starke Energie aus, dass man diese auf der Erde in Form von Radiostrahlung messen kann. Sein sogenanntes »rotes Auge« ist ein jahreszeitlich bedingter Gaswirbel, der früher als zorniges Dämonenauge des Titanen JupiterZeus gedeutet wurde. So leitet sich denn auch das Wort »Wut« vom germanischen Wotan (identisch mit dem Donner- und Blitzgott Zeus) ab.

Der Lichtgott Jupiter-Zeus gilt als ein Sohn von Saturn (Chronos) und Rhea (Mond). Er entthronte seinen Vater, der sich als unbeschränkter Weltenherrscher empfand, durch eine List und bestieg selbst den Götterthron, um eine gerechtere und freiheitlichere Ära zu begründen. Zusammen mit Neptun (Poseidon) und Hades (Pluto) teilt er sich die Weltherrschaft, wobei er auf geheimnisvolle Art und Weise mit seinem Bruder Pluto identisch ist (Pluto = der unterirdische Zeus). Ihn, den Gott der Zeugung und Fruchtbarkeit, Naturdämon und Oberhaupt der Feuergeister, beschreibt die griechische Mythologie als einen Casanova des Olymp. Er unterhielt mit unendlich vielen Göttinnen, weiblichen Elementarwesen, aber auch Frauen des Menschengeschlechts Verhältnisse, wobei er als Liebhaber ständig Form und Aussehen änderte. Merkur-Hermes, der Sonnengott Apoll sowie der Kriegsgott Ares gelten als seine Geschöpfe. Verschiedentlich verwandelte er sich auch in Tiergestalten, wie in einen Stier, einen Schwan oder einen Satyr.

Sein Hauptsymboltier jedoch ist der Adler, der sich in freiem Flug als König der Lüfte, die Bedingtheiten, Grenzen und Verstrickungen des irdischen Lebens überblickend und frei von den kleinlichen Spielarten und Zwängen der materiellen Welt, in majestätischem Schwung in die reinen Dimensionen geistiger Klarschau erhebt. Er etabliert sich als der »Weitschau- ende« und »Hüter der Freiheit (weitere Beinamen ZeusJupiters) und vereint in sich Attribute sowohl der irdischen als auch der göttlichen Ebenen. Im östlichen Kulturbereich finden wir eine Entsprechung im Garuda, einem stierhörnigen Vogelmenschen, der adlergleich, Symbol höchster Befreiung und größter Macht, ein mythologisches Reittier göttlicher Wesen und Erzfeind der Schlangendämonen ist. Adler und Schlange sind archetypische Darstellungsformen der Polaritäten Seele und Geist, Yin und Yang. Aus dieser Analogie geht hervor, dass Jupiter-Zeus und seine Symbole Adler und Zepter (oder Vajra) das geistige oder yanghafte Prinzip verkörpern.

Vajrapani - gleichermaßen Pluto- wie Jupiterentsprechung - verwandelt die Kundalini in hohe geistige Erkenntnisse und vajrahafte (diamantene) Entschiedenheit und Klarheit.

Vajrapani (übersetzt: der Donnerkeilträger) wird in Tibet als Blitz- und Wettergott verehrt und angerufen. In seiner tieferen tantrischen Bedeutung symbolisiert dieser zornige Bodhisattva (siehe Abb.) die geistige Transformation von Hass, Gefühlen, Emotionen, Leidenschaften, Eigenschaften des polaren Yin-Elements Wasser. Vajrapani wird meist zusammen mit dem Adlermenschen Garuda angerufen und gilt im Tantra als eine der stärksten magischen Energieformen. In der basishaft-energetischen Identifikation von Jupiter und Pluto (Kundalini) kann Vajrapani gleichermaßen als Manifestation Plutos betrachtet werden. Mythologisch leitet er sich von dem hinduistischen Donner- und Blitzgott Indra ab. Die indische Astrologie nennt Jupiter auch Guru, Vajraguru oder Brihaspati. Analog zur griechischen Mythologie gilt er als Lehrer der Götter und Menschen sowie wunderkräftiger Magier. Zusammen mit Tara (einer Venus-Entsprechung) zeugt er den Gott Buddha (Merkur). Ähnlich wie im Westen gilt er auch hier als Schutzherr der Religion und des Priestertums. Seine Symbole sind ein goldener Topf, ein Rosenkranz sowie religiöse Manuskripte. Sein mythologisches Reittier ist der Elefant, seine Farben Purpur und Dunkelblau (Symbole aktiver Religiosität), sein Tag der Donnerstag, sein Stein der Rubin oder die Koralle.

Jupiter, der innere Guru und Begeisterer, der selbst aus den alltäglichen und profanen Begebenheiten Anstöße und optimistische, lebenzugewandte Energien ziehen kann, spiegelt sich in dem geistigen Weltbild eines Menschen wider. Ständig auf Expansion des menschlichen Bewusstseins bedacht, sucht er nach neuen Idealen und Philosophien, um sein geistiges Selbst zu erweitern. Wir finden hier sowohl den Weltreisenden, Forscher als auch den Lebenskünstler und Idealisten. Es muss nicht jeder Priester oder Guru sein, um mit diesen Energien gezielt umzugehen. Jede Form von gegenseitiger Begeisterung oder von »Antörnen«, jede idealistische Gruppe oder Gemeinschaft, jede Form von lebenzugewandter Aktion trägt den Jupiter-Charakter in sich. Hierbei ist es interessant, wie sich das Image einer planetaren Energie im Laufe der Weltenzeitalter, bzw. gerade jetzt, im Übergang zwischen Fische- und Wassermannzeitalter, verändert. Jupiter (im Fische-Zeitalter Regent dieses Zeichens) wirkte sich in den vergangenen 2000 Jahren wie folgt aus: Glaube an religiöse Ideale; bedingungslose Unterwerfung unter den Vertreter dieses Glaubens (Priester oder Guru); soziales Mitempfinden mit den Gleichgläubigen - kämpferische Auseinandersetzung mit den Andersgläubigen; monotheistische Strukturen; Selbstgerechtigkeit der privilegierten geistigen Herrscherschicht; Expansion (Jupiter) gefühlsmäßiger, mystischer, esoterischer Wissensdinge (Fische-Jungfrau-Achse). Wort und Schrift des Gurus oder Religionsgründers waren unantastbar - Kritik daran ein Bruch mit dem Göttlichen, was in mehr oder weniger allen Religionen der letzten Jahrtausende ein qualvolles Höllendasein nach sich ziehen musste.

Das moderne, z. Zt. entstehende neue Jupiter-Image kommt zum Ausdruck in Wortfindungen wie: New Age, neue Spiritualität, Umweltbewusstsein, Sozialismus ... Gurus der Jetztzeit müssen es sich gefallen lassen, angreifbar zu sein. Geschützte Intimsphäre oder Unantastbarkeit entfallen. Man möchte wissen, was der Papst zu Mittag isst, ob Shree Rajneesh eine Freundin hat oder wo der Dalai Lama Ferien macht. Bibel- und Glaubensregeln steht man skeptisch gegenüber, Philosophien müssen von jedem einzelnen nachprüfbar sein. Sie sollten das Individuum denkerisch aktivieren, kreativ anregen. Privilegien geistiger Autorität reduzieren sich, man begegnet ihnen von Mensch zu Mensch. Philosophien sind weniger auf das Jenseits als auf das Hier und Jetzt ausgerichtet. Der Wassermann geht also ganz respektlos mit dem Göttervater Zeus um, denn schließlich ist Uranus, der Herrscher des Wassermanns, der göttliche Ahnherr aller anderen planetaren Energien. Den kollektiv wirkenden Jupiter nennen wir heute den Zeitgeist. Neue philosophische Erkenntnisse entstehen jetzt seltener in einer Meditationsklause oder einem Kloster als vielmehr in denkerischen Laboratorien der Atomphysik, Biochemie, Umweltforschung, der modernen Astronomie, Astrophysik, Medizin, Psychologie und sonstiger Technologien.

Die heutige Erkenntnisfindung beruht also auf nachprüfbarem, allgemeingültigem Wissen und weniger auf einer genialen intuitiven Einsicht auserwählter oder begnadeter Mystiker, wie dies im Fische-Zeitalter üblich war. Die schnellen Medien (Möglichkeiten des uranisch gefärbten Merkur) ermöglichen es jedem einzelnen, an der Entwicklung neuer Zeitgeistideale teilzunehmen, einem ent- tabuisierten Prozess, der sich in ständiger Wandlung und Erweiterung befindet. Der alte Blitz- und Donnergott Jupiter verliert im luftelementgebundenen Wassermann seine Zornigkeit, Unantastbarkeit und heilige Wut. Er erhält einen kühlenden Schauer aus den Amphoren des Aquarius und bekommt durch seinen Sohn und Kontrahenten Merkur-Hermes ein entpersönlichteres und sachlicheres Wesen.

Das Verhältnis von Guru (Jupiter) und Schüler (Merkur) dreht sich um, und Jupiter muss bei seinem Sohn die Schulbank drücken. In der traditionellen Sichtweise müssen wir Jupiter mit dem altväterlichen und jovialen Lehrer gleichsetzen und Merkur mit dem wissbegierigen und schnell reagierenden Schüler. Merkur sammelt Wissensinformationen wie in einem Computer, wobei er sich nicht mit bestimmten Ideen und Informationen zu identifizieren braucht, sondern sich eher als neutraler Verwalter seiner Computerprogramme begreift. Er nutzt sein Wissen auf geschickte Art, um sich nicht in den Widersprüchlichkeiten des Lebens zu verfangen und um damit das gesamte Spektrum des Seins tolerieren zu können. Er trägt in sich eine stark pantheistische Tendenz, was sich auch darin widerspiegelt, dass er Attribute verschiedener Götter in sich vereint (z.B. die Symbole von Mars, Venus, Jupiter, Sonne). Für ihn ist es unvorstellbar, dass es auf Wissen Copyrights gibt oder dass man sich mit Wissen, das doch Allgemeingut ist, identifizieren kann.

Yin und Yang, Sonne und Mond, symbolisiert im Doppel-Drachen, der sogenannten »materia prima« oder Kundalini, werden vom Geist (Adler - Jupiter) befruchtet.

Dem Riesentitanen Jupiter jedoch erscheint Wissen eher als ein gefährlicher Machtfaktor, der nur bevorzugten und reifen Menschen in die Hände gegeben werden darf. Er kann sich Wissen nur idealisiert, d.h. personifiziert vorstellen - seine Tendenz ist also immer zentralistisch. Er symbolisiert dies auch als größter Planet, der von einer Unzahl von Monden begleitet wird: Als Sonnensystem im Sonnensystem. Für ihn ist Wissen nichts Kühles und Abstraktes, sondern zündender Funke, begeisternde Aktivität oder vernichtender Zorn. Wissen muss immer eine Richtung haben, ein Fernziel, muss Widerstände überwinden. Als Lehrer der Götter und Menschen beansprucht Jupiter, Ideen zu vertreten, die weitgehend allen Sichtweisen (in ihrer sogenannten positiven Komponente) gerecht werden. Da es seine Intention ist, sich mit seinen Ideen zu identifizieren, führt dies leicht zu Überlastung oder Aufgeblähtheit und ständiger stresshafter, titanenhafter Überanstrengung. Er kann keinen Gedanken, den er einmal in sein Herz geschlossen hat, loslassen (Ursache seines konservativen Image).

Wir können Merkur mit einem Wissensmanager vergleichen, dessen Beruf eher einen Job-Charakter trägt, während Jupiter ein Wissensmanager aus innerer Überzeugung und Profession ist. Das Merkur-betonte Wassermannzeitalter expandiert in seiner Wissenserweiterung dermaßen schnell, dass eine Personifikation nicht mehr möglich ist; Spezialisierungen sind daher unerlässlich, das Ideal personifizierter Allwissenheit, wie es dem alten griechischen Ideentum entspringt, dessen oberstes Gottheitsideal Zeus-Jupiter war, muss sich einer neuen Form von geistigem Sozialismus beugen. Jupiter im Wassermannzeitalter gehört zu einer der problematischsten planetaren Energien. Merkuriale (intellektuelle) Überbelastung, Entseelung und Unterkühlung führen zur Abspaltung oder Desorientierung des Jupiter-Bereiches beim Individuum. Begeisterung, positives und aufbauendes Denken, lebenszugewandte Philosophien, idealistisches Engagement entfalten sich nur noch schwer, es macht sich eher ein desillusionistisches und realistisches Denken breit, das mehr saturnale als jupiterhafte Züge aufweist und das in dem (für Jupiter) total unakzeptablen Statement »No future« vorläufig endet.

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Current Planets
14-Dec-2025, 08:00 UT/GMT
Sun2234'29"23s14
Moon208'38"10s41
Mercury32'36"19s10
Venus1658'12"22s37
Mars2915'36"24s12
Jupiter2326'12"r21n36
Saturn2523'31"3s58
Uranus2831'36"r19n38
Neptune2922'37"1s29
Pluto213'12"23s20
TrueNode130'31"r6s41
Chiron2246'23"r9n21
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Hans Hinrich Taeger:
Astro-Energetik

Hans Hinrich Taegers Buch "Astro-Energetik", erstmals erschienen im Jahr 1982, unternimmt den Versuch, die Bereiche altehrwürdiger Astrologie und des traditionellen buddhistischen Weltbildes unter der neuen Bezeichnung »spirituelle Astro-Energetik« zusammenzuführen.

Hans Hinrich Taeger starb im Jahr 2013, und seine Werke drohten in Vergessenheit zu verschwinden. Thomas Siegfried, sein langjähriger Lebensgefährte und Erbe, hat Astrodienst im Jahr 2017 die Rechte zur Online-Publikation von Taegers Bücher erteilt. Wir haben den Inhalt der zweiten Ausgabe nun für diese Online-Ausgabe aufbereitet und freuen uns, dieses aussergewöhnliche Buch hier der astrologischen Community zur Verfügung stellen zu können.