Interview mit Alois Treind - von Markus Jehle
Markus Jehle:
Astrodienst Zürich
ist der weltweit größte
astrologische Dienstleister im Internet. Wie ist dieses Angebot
zustandegekommen? Was hat Sie dazu motiviert?
Alois Treindl:
Die
Website von Astrodienst (www.astro.com) startete im August 1996,
indem wir unseren umfangreichen Astrodienst-Katalog
online
stellten.
Im September kam das erste interaktive astrologische Angebot dazu:
Der Orte- und Zeitzonenatlas mit über 250'000 Orten und allen
Zeitzonen und Sommerzeiten der Welt. Damit verbunden war die Möglichkeit,
einfache Horoskopzeichnungen mit den eingebenen Daten zu erstellen. Die Website war von Anfang an zweisprachig, deutsch und englisch, der internationalen
Ausrichtung von Astrodienst entsprechend. In kurzer Zeit erreichten wir einen
weiten Teil der astrologisch interessierten Kreise.
In der folgenden Zeit bauten wir das Angebot kostenloser Online Horoskopzeichnungen und Berechnungen deutlich aus. Astrodienst, seit Anfang 1980 als astrologischer Computerservice aktiv, sitzt auf einem großen Schatz astrologischer Software, mit einer Menge Spezialberechungen und Grafiken für die allermeisten Gebiete, Schulen und Techniken der Astrologie. In den Jahren 1980 bis 1987 waren astrologische Zeichnungen und Berechnungen unser einziges Tätigkeitsgebiet als Firma. Unsere Kunden waren beratende Astrologen, Astrologieschulen und Hobbyastrologen.
Erst ab 1987 boten wir auch astrologische Deutungen an, entwickelt unter dem Markennamen Astro*Intelligence mit Liz Greene und Robert Hand. Der reine Berechnungsservice erlebte seitdem, parallel zur Verbreitung von PCs und Astrosoftware auf den Schreibtischen der Astrologen, einen relativen Niedergang - auch wenn wir heute immer noch mehr Zeichnungen verkaufen (!) als etwas 1983.
Das Internet bot uns eine wunderbare Möglichkeit, diesen Schatz astrologischer Software und hochstehenden Knowhows einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. In dieser Phase war es die reine Freude am Spielen mit den neuen Möglichkeiten, die Begeisterung, die von unseren Web-Besuchern zu uns zurückkam, die uns motivierte, diese Arbeit zu leisten. Es machte mich glücklich, für so viele Menschen etwas tun zu können. Das ist auch heute noch die wichtigste Motivation für das große Engagement, das Astrodienst als Firma und ich persönlich als Webmaster und verantwortlicher Softwareentwickler in unsere Website stecken.
Im Jahr 1999 kam die erste kostenlose Deutung dazu, das persönliche Tageshoroskop, das schnell zum Renner wurde, und auch heute das Feature ist, das am meisten genutzt wurde. Weitere kostenlose Kurzanalysen folgten im Jahr darauf, und ebenfalls im Jahr 2000 kamen die interaktiven AstroClick-Horoskope, bei denen man auf alle Elemente der Zeichnungen klicken kann und die Deutungen erhält. AstroClick ist übrigens viel weniger populär geworden als wir (als Astrologen) erwarteten. Ich denke, sehr viele Besucher erschrecken, wenn sie so etwas "kompliziertes" wie eine Horoskopzeichnung sehen, und statt draufzuklicken, reagieren Sie wie beim Anblick einer komplizierten mathematischen Formel, und denken 'das ist nichts für mich'.
M.J.:
Wieviel Arbeit steckt in Ihrem Angebot?
Alois Treindl:
Ich und unser zweiter Programmierer haben seit 1996 eigentlich
nicht viel anderes gemacht als an der Website zu arbeiten,
sowie unsere
Kenntnisse über das Internet und dessen Möglichkeiten
zu erweitern. Seit Mitte 2000 haben wir bei Astrodienst ein vierköpfiges
Webteam, das nur für die Website da ist. Dazu kommen
externe Uebersetzerinnen und Uebersetzer, da unsere Website
inzwischen in
sieben Sprachen benutzt werden kann.
M.J.:
Wieviele Besucher hat astro.com täglich? Welche Angebote
werden am häufigsten genutzt?
Alois Treindl:
Im Dezember 1997 hatten wir 2500 Besucher am Tag. Im Dezember
2000 waren es 25'000 pro Tag, und heute sind es zwischen
80 und 85000
an Werktagen, und etwa 55'000 am Wochenende oder an Feiertagen.
Davon benutzen etwa 25% die Website auf Deutsch, etwa 63%
auf Englisch,
und die übrigen 12% verteilen sich ziemlich gleichmäßig
auf Italienisch, Französisch, Holländisch, Spanisch
und Portugiesisch. Dazu ist zu sagen, dass diese Sprachen erst
vor kürzerer
Zeit dazukamen.
Das Wachstum ist auf nur auf Mund-zu-Mund Propaganda
zurückzuführen.
Eine Besucherin ist begeistert, und erzählt das weiter. Zum Glück
kann man sich astro.com leicht merken, in jeder Sprache.
Der
populärste Service ist mit Abstand das Persönliche Tageshoroskop,
das fast die Hälfte unserer sogenannten Pageviews ausmacht.
Die anderen
Gratishoroskope machen etwa 45% der Pageviews aus. Die umfangreiche
Abteilung "Astrowissen" mit
Einführungen, Fachartikeln usw den Rest.
M.J.:
Über viele Jahre waren die Angebote auf astro.com für die
Nutzer kostenfrei. Inzwischen sind einige davon mit (geringen) Gebühren
belegt. Was hat Sie zu diesem Schritt veranlasst?
Alois Treindl:
Abgesehen von unserem Shop, in dem man unsere anspruchsvollen
Astro*Intelligence Deutungen bestellen kann, sind die meisten
Angebote auf der Website kostenfrei. Nur beim Persönlichen
Tageshoroskop gibt es einen 'erweiterten Modus', der nur
für Abonnenten zugänglich
ist. Dieses erweiterte Tageshoroskop haben wir im Juni 2002
eingeführt.
Dort kann man nicht nur für gestern, heute und morgen
die persönlichen
Transitdeutungen lesen, sondern für beliebige Tage innerhalb
eines weiten Zeitraums. Der Hauptinhalt des Tageshoroskops,
die Deutung eines ausgewählten Transits für diesen
Tag, sowie für
gestern oder morgen, ist immer noch gratis. Jedoch haben wir
vor kurzem die Deutungen der übrigen gerade aktuellen
Transite aus dem kostenlosen Bereich in den Abonnentenbereich
verschoben.
Der Grund ist ganz einfach: Die aktuelle Wirtschaftsflaute, die nicht nur Deutschland, sondern weite Teile der Welt betrifft, ist auch an Astrodienst nicht spurlos vorübergegangen. Wir brauchen mehr Einnahmen, wenn wir die Dienstleistungen, die wir mit großer Begeisterung erbringen, aufrechterhalten wollen. Das ist uns übrigens gelungen: Die zusätzlichen Einnahmen aus den vermehrten Abonnements für das Erweiterte Tageshoroskop haben die Deckungslücke bei den Betriebskosten bereits nahezu geschlossen, und wir sehen der nächsten Jahresbilanz wieder gelassener entgegen als in 2001 und 2002.
M.J.:
Die Reaktionen von Usern sind zum Teil
sehr heftig und kontrovers ausgefallen. Hat Sie das überrascht? Welche der vorgebrachten
Argumente können Sie nachvollziehen, welche nicht? Welche
Reaktionen fanden Sie falsch und überzogen?
Alois Treindl:
Die Heftigkeit
der Reaktionen hat uns in der Tat überrascht.
Dann haben wir verstanden, was vorgeht. Haben Sie schon mal
einem Kind ein einziges seiner zehn Spielzeuge im Sandkasten
weggenommen?
Probieren Sie das mal mit ein paar tausend Kindern aus. Damit
will ich nicht sagen, dass die Mehrzahl unserer Besucher
emotional wie
ein Kleinkind reagiert, dem man den Schnuller wegnimmt, aber
es hat eben doch viele solcher darunter, und bei einer großen
Zahl überstimmt
das entsprechende Geschrei schnell mal alle anderen Stimmen.
Wir
haben immer klar kommuniziert, warum wir diesen Schritt tun,
siehe oben.
Aber nicht alle Menschen reagieren rational - müssen
sie auch nicht. Man kann nicht immer nur populär sein,
wenn wichtige Schritte zur Sicherung eines ganzen Unternehmens
notwendig
sind. Es ist eben so, dass von tausend Besuchern auf unserer
Website etwa 998 nur die kostenlosen Services nutzen. Nur
relativ wenige
kaufen auch mal etwas oder bestellen ein Abonnement. Die
Natur des Internet erlaubt einen solch großzügigen
Service, und es macht tatsächlich sehr viel Freude,
ihn bieten zu können. Wenn
man nun eine kleine Änderung im Gratisangebot macht, so
sind sehr viele betroffen, und einige davon reagieren irrational.
Das sind
aber eigentlich nicht einmal unsere Kunden im engeren Sinn,
sondern eben Gratisbenutzer. Denen wäre sicher nicht
gedient, wenn die ganze Firma mangels Einnahmen untergehen
würde. Diese Übersicht
hat aber der Einzelne nicht, und den Gratisnutzer interessiert
das wohl auch nicht. Ich habe einen starken Saturn im Radix,
und ich
kann auch zu unpopulären Maßnahmen stehen.
M.J.:
Wie sehen Sie die weitere Entwicklung? Was sind Ihre
Pläne?
Wird es auch in Zukunft noch Gratisangebote bei astro.com geben?
Alois Treindl:
Was für eine Frage! Es wird auch in Zukunft ein großartiges
Angebot kostenloser Services geben, wir planen keine Einschränkungen
gegenüber heute. Es macht uns riesig Spaß, dieses Angebot
zu haben, und wir bekommen enorm viel Energie zurück von
unseren begeisterten Besucherinnen und Besuchern. Ich könnte
mir im Moment nicht vorstellen, ohne dieses wunderbare Forum
für weltweite,
kostenlose Astrologieservices zu leben.
Wir
haben viele gute Ideen auf Lager, wie wir auch den Verkauf der kostenpflichtigen
Horoskope in der nächsten Zeit beleben werden. Die Flaute der letzten
Zeit hat neue Kreativität bei uns geweckt, und man wird bald die Folgen
davon auf www.astro.com sehen können. Das ist ja oft so nach einer Krise,
dass neue Ideen entstehen und neue Kraft zugeführt wird. Wir sehen der
Zukunft sehr freudig entgegen.
Viele Besucher auf www.astro.com haben ja den
Eindruck, da stecke ein Riesenfirma dahinter, mit dem professionellen
Auftritt, den vielen
Sprachen, den vielen
Angeboten. Manche, die die Schweiz nicht kennen, lassen sich auch vom "AG" (Aktiengesellschaft)
täuschen, weil in Deutschland nur Großfirmen AG's sind. In der
Schweiz ist das die normale Unternehmensform, wie die GmbH in Deutschland.
In Wirklichkeit
sind wir ein Kleinbetrieb, ein kreativer Kleinbetrieb mit einer großen
weltweiten Wirkung. Wir haben übrigens auch ein tolles Team von
motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Großartiges leisten
und mit Begeisterung bei der Sache
sind.
www.astro.com im Wandel: 1997 - 1998 - 1999 - 2000 - 2001 - 2002
Markus Jehle ist Dipl. Psychologe, Astrologe und Herausgeber des deutschsprachigen
Fach-Magazins "Meridian".
Das Interview erschien in der Ausgabe September / Oktober 2003.
Aktuelle Planetenstände
14-Dez-2025, 05:12
Weltzeit
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| Saturn | 25 | 23'19" | 3s58 | ||
| Uranus | 28 | 31'52"r | 19n38 | ||
| Neptun | 29 | 22'36" | 1s29 | ||
| Pluto | 2 | 13' 1" | 23s20 | ||
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