Die Transite der Planeten

Mars – Einführung

Traditionell gilt Mars als der „Kleine Übeltäter“. Die Transite des Mars sind zwar häufig schwierig. Dennoch ist diese Bezeichnung unangebracht, denn sie sagt mehr über das Ego-Niveau vieler Menschen als über die eigentliche Natur der Mars-Energie. Mars wird „Kleiner Übeltäter“ genannt, weil Saturn die zweifelhafte Auszeichnung des „Großen Übeltäters“ trägt. Die gleichen Bemerkungen, die ich eben über Mars gemacht habe, gelten ebenso für Saturn.

Damit die Energien des Mars positiv wirken, braucht es mehr Weisheit und Bewusstsein. Außerdem ist eine philosophische Neubewertung nötig, denn die traditionellen, vor allem negativen astrologischen Bedeutungen beruhen auf einem grundlegenden Missverständnis der Stellung des Mars in der planetaren Ordnung. Richtig verstanden gehört Mars eher auf die zwischenmenschliche oder kollektive Ebene. Seine Energie darf nicht zur Aufblähung des persönlichen Ego dienen, sondern muss schützen und verteidigen, was Schutz braucht. Selbst auf persönlicher Ebene steht Mars für die Weitergabe und Nutzung der grundlegenden körperlichen Vitalität. Deshalb sagte man traditionell, er herrsche über das Blut. Das Blut transportiert Sauerstoff durch den Körper und entfernt Kohlendioxid sowie andere Abfallstoffe, sodass genügend Energie vorhanden ist. Auch hier dient die Mars-Energie nicht der Selbstverherrlichung, sondern der Aufrechterhaltung der Vitalität.

Ein zweiter Grund für Missverständnisse im Zusammenhang mit Mars betrifft die Gottheit, nach der der Planet benannt ist. „Mars“ ist die lateinische Bezeichnung des Kriegsgottes; die griechische Entsprechung lautet Ares. Beide Namen übersetzen den babylonischen Nergal (Schreibweisen variieren). Während Ares und Mars reine Kriegsgötter sind, war der babylonische Nergal Gott des Krieges und des Todes. Die moderne Astrologie verbindet den Todesaspekt eher mit Pluto. Wahrscheinlich deshalb wird Mars traditionell mit dem Zeichen Skorpion assoziiert. In den ältesten erhaltenen astrologischen Texten in Keilschrift gilt Mars nicht als Übeltäter, auch wenn seine Bedeutungen wenig angenehm sind. Man erkannte, dass alles, was Mars symbolisiert, Teil der natürlichen Ordnung ist und eine positive Funktion hat.

Eigenschaften des Mars

In der traditionellen Astrologie beschreibt man Mars als Heiß und Trocken. „Heiß“ bedeutet, dass Mars das Energieniveau jeder Sache erhöht, die er beeinflusst. „Trocken“ heißt, dass er Dinge verhärtet, die Starrheit steigert und Trennung begünstigt, während er Verbindung verringert.

Mars wird meist mit Venus verbunden, weil beide Energien zusammen die Sexualität anzeigen. Mars steht für die traditionell männliche Form der Sexualität, Venus für die traditionell weibliche. Es ist verlockend, die Planeten als Gegensätze zu bezeichnen, doch das trifft nur zu, wenn man Venus grundsätzlich als Kalt und Feucht ansieht. Im Abschnitt über Venus habe ich erläutert, dass Venus je nach Kontext Heiß oder Kalt sein kann. Mars ist hingegen stets Heiß und Trocken.

Ptolemäus erklärt, Mars gelte deshalb als übel, weil seine Qualitäten unausgewogen seien. Mars ist mäßig heiß, aber übermäßig stark trocken. Darauf beruht sein Zusammenhang mit Krieg und Konflikt, denn diese sind extreme Formen trennender Energie, die trockenem Wesen entspricht.

Polarität

Mars ist ein nächtlicher Planet. Er ist der einzige nächtliche Planet mit männlicher Zuordnung. Alle anderen nächtlichen Planeten gelten klar als weiblich. Ptolemäus führt aus, die kühle und feuchte Natur der Nacht mildere Hitze und Trockenheit des Mars, mache sie gemäßigt und daher leichter wohltätig. Neuere Untersuchungen der hellenistischen Zuordnungen legen jedoch nahe, dass noch etwas anderes eine Rolle spielt.1 Unabhängig von der Begründung ist das Ergebnis richtig: Mars lässt sich in den Horoskopen von nachts Geborenen leichter zähmen und positiv nutzen.

Leichtigkeit oder Schwierigkeit im Umgang mit Mars

Die Bezeichnung „Kleiner Übeltäter“ zeigt deutlich, dass Astrologen Mars traditionell misstrauten. Dennoch ist seine Energie unverzichtbar für sportlichen Erfolg, besonders in Wettkämpfen, bei denen Team gegen Team oder Spieler gegen Spieler antritt. Mars-Energie ist ebenso notwendig für Tanz und Gymnastik; dort kann man sie kaum als bösartig ansehen. Mars herrscht auch über Militär, Polizei und allgemeine Verbrechensbekämpfung. Regierungen können das Militär allerdings zu negativen Zwecken missbrauchen, etwa zu grundlosen Eroberungen. Polizisten können korrupt sein. Doch das ist die Perversion, nicht die Erfüllung der Mars-Energie. Höhere Formen dieser Energie findet man bei Meistern der Kampfkünste und in Ehrenkodizes höherer militärischer Organisationen, literarisch verkörpert durch den mittelalterlichen Ritter. Das zeigt: Die höheren Ausdrucksformen des Mars sind keineswegs übel. Erst ihr Missbrauch macht sie dazu.

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Innere Manifestationen

In einem Punkt sind Mars und Venus tatsächlich Gegensätze: Venus vermittelt Zugehörigkeit und Verbundenheit, Mars ermöglicht, als eigenständiges Individuum aufzutreten und sich zu schützen. Darum verbindet man männliche Sexualität im Volksglauben oft mit Eroberung, während die weibliche mehr mit Annahme verknüpft ist. (Ich spreche hier von populären Vorstellungen, nicht von meinen eigenen Ansichten.) Entgegen diesem Volksglauben kann Mars-Energie genauso gut in Form von Selbstopfer erscheinen wie in Form von Eroberung. Man denke an Militärangehörige, die durch ihren Dienst erklären, nötigenfalls für diejenigen zu sterben, die sie verteidigen.

Eine innere Form der Mars-Energie ist Ärger. Auf körperlicher Ebene sind damit Reizung und Entzündung des Gewebes verwandt. Das sind pathologische Erscheinungen von Mars, die auf Blockaden des freien Energieflusses zurückgehen, aber dennoch echte Manifestationen der Mars-Kraft darstellen.

Schließlich ist Mars innerlich als spürbare Lebenskraft im Körper erfahrbar. Es wäre wohl zu einfach, diese Energie mit dem chinesischen Konzept Chi gleichzusetzen. Doch beide stehen in enger Beziehung. Im Tai-Chi-Training lernt man zuerst, die körperliche Vitalität der Mars-Energie direkt zu fühlen, lange bevor man sie im Kampf anwendet.

Äußere Manifestationen

Die äußeren Erscheinungen des Mars sind zahlreich. Unter den Metallen symbolisiert er Eisen und Stahl, wohl wegen ihres Gebrauchs im Krieg, aber auch, weil Eisenoxid meist rot ist. Mars-Energie bezieht sich zudem auf alle Organisationen und Gruppen, deren Aufgabe nicht nur Krieg, sondern auch Schutz und Verteidigung ist. Ein Meisterstück der Öffentlichkeitsarbeit war es, als in den späten 1940er-Jahren das Kriegs- und das Marineministerium zum Verteidigungsministerium zusammengelegt wurden. Ob sich das Ministerium immer an seinen Namen hält, mögen manche diskutieren.2

Weitere von Mars angezeigte Berufe sind Eisen- und Stahlarbeiter, Schmiede, Zimmerleute und alle Tätigkeiten, die schwere körperliche Arbeit einschließen, ebenso Sportler sowie Polizei- und Ermittlungsberufe.

Wie bei Venus zeigt das astrologische Symbol von Mars eines der Geschlechter, nämlich das männliche. Doch auch hier ist die Verwendung problematisch, da in beiden Geschlechtern sowohl männliche als auch weibliche Anteile vorhanden sind. Im Tierreich sind Wesen meist stärker von Mars als von Venus geprägt, und unter den Tieren sind Fleischfresser marsischer als Pflanzenfresser.