Dreiecksbeziehungen
Von Liz Greene - Teil 3
Erstmals publiziert in der Zeitschrift "Apollon", April 1999
Gespaltene Familien - Oppositionen zwischen dem vierten und zehnten Haus
Dreiecksbeziehungen in Familien können durch eine Trennung der Eltern entstehen. Das wird im Geburtshoroskop oft in Oppositionen vom vierten zum zehnten Haus sichtbar. Solche Oppositionen bedeuten nicht notwendigerweise, dass sich die Eltern scheiden lassen, aber für gewöhnlich gibt es Konflikte und eine Trennung auf psychologischer Ebene, wenn schon nicht auf realer. In diesen Fällen nehmen wir die Eltern als Gegensatzpaar wahr, und dann sind wir in der Regel gezwungen, uns für eine Seite zu entscheiden. Unsere eigene Unfähigkeit, mit der Situation umzugehen, zwingt uns so zu handeln.
Manchmal kann es sich ein Elternteil nicht verkneifen, die Treue und Loyalität des Kindes für die eigenen Zwecke zu missbrauchen und als Waffe gegen den anderen Elternteil zu benutzen. Doch auch hier geht es wie immer um einen Widerspruch in uns selbst, den wir zuerst durch die Eltern erleben, und der sich in Planetenoppositionen im Horoskop widerspiegelt. Letztendlich muss er aber auf der inneren Ebene von uns selbst gelöst werden. Unbewusstheit auf Seiten der Eltern kann das jedoch zu einem längeren und schwierigeren Prozess machen. Selbst wenn unsere Eltern keinen Druck auf uns ausüben, ist es unwahrscheinlich, dass wir in so jungem Alter mit unserer gespaltenen Loyalität umgehen können. Und unter solchen Umständen müssten die Eltern extrem weise und bewusst sein und sich darauf einigen, überhaupt keinen emotionalen Druck auf ihr Kind auszuüben. Für gewöhnlich haben jedoch Eltern, die so unglücklich sind, dass sie sich trennen, nicht gerade große Lust zusammen zu arbeiten. Trennungen lösen archaische Gefühle in uns aus, die mit einer beträchtlichen Rachsucht verknüpft sein können - insbesondere, wenn die Trennung durch eine Dreiecksgeschichte ausgelöst worden ist.
Kinder sind nicht fähig, einfach aus dem Kampfgetümmel zu treten und die Trennung objektiv zu betrachten.
Oft fühlt sich das Kind wie ein Fußball in einem extrem aggressiven Fußballspiel. Ein Elternteil - vor allem der verratene - kann offene oder versteckte Besitzansprüche auf das Kind erheben, um den Verräter oder die Verräterin zu verletzen. Es gibt bestimmte Reaktionsmuster, denen viele Menschen zu folgen scheinen. Zum Beispiel: "Dein Vater hat mich verlassen, dieser Idiot. Er war unfähig zu lieben. Er hat keinen von uns geliebt, sonst wäre er nicht mit einer anderen Frau abgehauen." Die versteckte Botschaft für einen Jungen könnte lauten: "Ich hoffe, Du wirst später nicht wie er." Die Botschaft an ein Mädchen heißt vielleicht: "Ich hoffe, dass Du später nicht so jemanden heiratest." Das muss nicht einmal ausgesprochen werden, es kann sich auch in Märtyrertum und andauerndem Leiden ausdrücken. Der oder die Verratene hat normalerweise eine große Macht über die Psyche des Kindes, wenn sich die Eltern trennen, denn das Kind ist in der Regel eine gute Mitleidsquelle.
Kinder sind nicht fähig, einfach aus dem Kampfgetümmel zu treten und die Trennung objektiv zu betrachten. Jemand muss schuldig sein, entweder das Kind selbst oder ein Elternteil. Und Kinder wagen es auch nicht, solche Botschaften zurückzuweisen, denn sie haben große Angst davor, den Elternteil zu verärgern, der sich nun alleine um sie kümmert. In unserer Gesellschaft bekommt normalerweise die Mutter das Kind nach einer Trennung - auch wenn das psychologisch nicht immer das Beste ist. Es kann viele Situationen geben, in denen der Vater emotional fähiger ist, das Kind aufzuziehen. Aber die Gerichte sehen das nicht so. Die Mutter muss schon sehr fürchterlich sein, damit man ihr das Kind wegnimmt. Wenn die Eltern nicht verheiratet sind, hat der Vater praktisch gar keinen Anspruch, das Kind auch nur zu sehen. Es fragt sich natürlich, ob es einem Vater gefällt, von seinem Kind getrennt zu werden, "nur" weil er seine Partnerin verraten hat. Doch Dreiecksverhältnisse haben oft sehr unangenehme emotionale Konsequenzen, die sich über Generationen fortsetzen und noch mehr Dreiecksverhältnisse verursachen können.
Die Variationen menschlicher Blindheit sind zahlreich und vielseitig, und Eltern, die sich trennen oder scheiden lassen - oder sogar diejenigen, die weiter zusammenleben, aber emotional entfremdet sind - verlangen meistens vom Kind, dass es sich für den einen oder anderen Elternteil entscheiden soll. Die Liebe für den anderen Teil muss verleugnet und unterdrückt werden. Das ist leider schrecklich menschlich. Wenn wir von jemandem verletzt werden, fällt es uns schwer zu ertragen, dass jemand eben dieser Person Zuneigung schenkt. Wenn das Kind in seinem Horoskop Oppositionen zwischen dem vierten und zehnten Haus hat, spielt die eigene innere Spaltung mit der Spaltung zwischen den Eltern zusammen.
Über die Jahre habe ich viele Beispiele gesehen, in denen Menschen ihre große Liebe zu Vater oder Mutter verleugnen mussten. Meist glauben sie sogar selbst an die Ablehnung.
Über die Jahre habe ich viele Beispiele gesehen, in denen Menschen ihre große Liebe zu Vater oder Mutter verleugnen mussten. Meist glauben sie sogar selbst an die Ablehnung. Befinden sich Venus, Mond, Neptun, Sonne oder Jupiter in einem der Elternhäuser, wissen wir, dass diese Person eine starke positive Bindung an den Elternteil spürt, auch wenn das Verhältnis manchmal sehr schwierig ist. Wenn einer oder mehrere dieser Planeten im vierten Haus stehen, können sie sehr positive, sogar idealisierende Gefühle für Vater beschreiben.
Doch nach einer Trennung oder wenn der Vater die Familie verlassen hat, ist es für diesen Menschen unmöglich, solche Gefühle bewusst zuzulassen. Das gilt ganz allgemein für Oppositionen zwischen dem vierten und zehnten Haus, selbst wenn der Vater nicht weggegangen ist. Die Zwiespältigkeit ist dann zu schmerzhaft und das Gefühl der Untreue gegenüber der Mutter zu schwer zu ertragen. Vielleicht hat der Vater die Familie wegen einer anderen Beziehung verlassen. Vielleicht hat er wieder geheiratet und eine neue Familie gegründet. Das vergrößert das Problem noch, denn die Eifersucht des Kindes verbündet sich mit der Eifersucht der Mutter und lässt die emotionale Verbindung zum Vater völlig abbrechen. Die Beziehung ist zerstört und das Kind, das jetzt erwachsen ist, sagt: "Oh, ich habe meinen Vater seit der Scheidung kaum mehr gesehen. Ich habe sehr wenig mit ihm zu tun. Ich sehe ihn gelegentlich, aber wir haben eigentlich kein richtiges Verhältnis zueinander." All die positiven Gefühle der Zuneigung sind in den Untergrund verdrängt worden, denn wir können mit so einer Spaltung nicht gut umgehen. Wir unterdrücken sie, weil wir auf seelischer Ebene überleben müssen - und weil wir mit der Mutter leben müssen.
Wenn im vierten Haus Planeten stehen, die Liebe und Idealisierung andeuten, und die Eltern sich trennen, können die unterdrückten Gefühle für den Vater Nahrung für spätere Dreiecksbeziehungen bieten. Das trifft auf beide Geschlechter zu. Es sollte nicht überraschen, wenn eine Frau mit einem solchen familiären Hintergrund später das Instrument des Verrats spielt und sich einem verheirateten Mann an den Hals wirft. Genauso gut kann sie zur Verratenen werden und jemanden heiraten, der ist wie ihr Vater. Oder sie wird aus Verteidigung selbst zur Verräterin, weil sie entschlossen ist, nicht wie ihre Mutter zu enden. Ein Mann mit diesem Hintergrund und Horoskopkonstellationen findet sich später vielleicht in einer Beziehung mit einer Frau, die seiner Mutter ähnelt und bemerkt dann mit Schrecken, dass er in die Fußstapfen seines Vaters getreten ist. Es kann sein, dass sich eine Dreiecksbeziehung nicht vermeiden lässt, denn je unbewusster die Gefühle gegenüber dem geliebten verlorenen Elternteil sind, desto wahrscheinlicher treten sie in späteren Erwachsenenbeziehungen zu Tage.
Diese unbewussten Gefühle können auch geschlechterübergreifend auftauchen. Sie sind nicht auf Frauen beschränkt, die den verschollenen oder abtrünnigen Vater in anderen Männern suchen oder auf Männer, die sich in derselben Situation wie ihre Väter wiederfinden. Ein Mann, der seinen Vater verloren hat und bei dem Venus, Neptun oder Mond im vierten Haus steht, kann diese Eigenschaften des Vaters auch in Frauen suchen. Oder wenn er homosexuell ist, sucht er sie vielleicht in anderen Männern. Wir sollten diese Muster nicht aus der Perspektive engstirniger Sexualmoral betrachten, sondern als Versuch, eine Wunde zu heilen. Außerdem spiegeln sie unsere Anstrengungen wider, durch unsere Beziehungen mit archetypischen Eigenschaften in Kontakt zu kommen, die wir zuerst bei einem Elternteil wahrgenommen haben und die wir letztendlich in uns selbst finden müssen.
Weil wir etwas Ungelöstes und Ungeheiltes in uns tragen, kann es passieren, dass wir die Ehe unserer Eltern nachahmen. Dann finden wir uns vielleicht in dem gleichen Dreiecksverhältnis, an irgendeinem der drei Punkte. Diese unterschwelligen Muster scheinen offensichtlich zu sein, sobald wir über sie nachdenken. Die Schwierigkeit liegt darin, sie sich bewusst zu machen, während wir mitten in einer Dreiecksbeziehung stecken. Das ist sehr einfach für distanzierte Astrologen und Psychotherapeuten - wenn es überhaupt so etwas wie eine völlig distanzierte, objektive Person gibt - oder sogar für Freunde mit einer gewissen psychologischen Vorbildung. Als Beobachter sehen wir die familiären Wurzeln vieler Dreiecksverhältnisse klarer, in die sich Erwachsene verstricken. Doch es ist extrem schwierig, wenn wir selbst Teil eines solchen Dreiecksverhältnisses sind. Und je weniger uns die Muster in unserer Elternbeziehung bewusst sind, desto zwanghafter können die Dreiecksgeschichten werden, und desto schwieriger ist es, klar zu sehen.
Selbst wenn wir es sehen, können wir uns trotzdem ausgeliefert fühlen, weil wir etwas durchleben müssen. Mit Vernunft allein lässt sich nichts heilen. Doch die Gefühle, die das Dreiecksverhältnis hervorruft, können sich verändern und das Ergebnis mag ganz anders aussehen - innen und vielleicht sogar außen. Das Traurige an Dreierbeziehungen ist, dass alle Beteiligten dabei verlieren. Früher oder später, auf die eine oder andere Art werden alle drei Menschen verletzt.
Selbst wenn es dem Instrument des Verrates gelingt, die bestehende Beziehung zu zerstören und das Objekt der Sehnsucht zu "bekommen" bleibt es ein Pyrrhussieg. Der Verräter oder die Verräterin muss am Ende wählen. Wenn auch etwas gewonnen ist, ist gleichzeitig etwas anderes verloren. Und der Sieg der Verratenen, die den sündigen Partner "zurückbekommen", ist ebenfalls mit großen Opfern verbunden. Wir haben unsere ödipale Macht ausgeübt und die ursprüngliche ödipale Niederlage umgekehrt, die wir in der Kindheit erlitten haben. Doch was haben wir wirklich bekommen, und womit müssen wir nachher leben? Ärger und Verbitterung scheinen unvermeidlich zu sein, egal an welcher Ecke des Dreiecks wir uns befinden. Als Instrument des Verrates haben wir jemanden dazu gebracht, eine sehr schmerzhafte Wahl zu treffen, und das führt oft zu großem Leid, nicht nur emotional, sondern auch finanziell, und schließlich auch zu Groll. Was noch wichtiger ist: Wenn wir uns der Mechanismen nicht bewusst werden, haben wir nichts zur Heilung der inneren Spaltung beigetragen, die hinter der Dreiecksbeziehung steht. Wir haben nur eine äußere Lösung erzielt. Nichts hat sich wirklich verändert.
Unsicherheiten, die Dreiecksverhältnisse schaffen - Saturn und Chiron
Wenn wir mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil in einem Verhältnis der Rivalität und des Wettbewerbs standen, hat das unweigerlich Auswirkungen auf unsere Freundschaften und die Art, wie wir mit Angehörigen unseres eigenen Geschlechts später umgehen.
Es gibt noch eine weitere Folge von Familien-Dreiecksbeziehungen - die Entfremdung zwischen einem selbst und anderen Angehörigen des eigenen Geschlechts. Eine ungelöste ödipale Schlacht kann dazu führen, dass wir das Vertrauen in die eigene Sexualität verlieren. Wenn wir mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil in einem Verhältnis der Rivalität und des Wettbewerbs standen, hat das unweigerlich Auswirkungen auf unsere Freundschaften und die Art, wie wir mit Angehörigen unseres eigenen Geschlechts später umgehen.
Hat eine Frau die Mutter als unüberwindliche Rivalin erlebt, von der sie in der Kindheit schmerzhafte und demütigende Niederlagen einstecken musste, kann dies ihr Vertrauen in die eigene Weiblichkeit völlig untergraben. Und weil sie sich selbst nicht traut, traut sie auch anderen Frauen nicht. Sie alle scheinen die Macht zu haben, ihr das "wegzunehmen", was sie liebt. Das Misstrauen gegenüber dem eigenen Geschlecht kann sehr stark sein. Stellen wir uns eine Frau vor, die eine wunderbare Freundschaft mit einer anderen Frau hat. Und dann trifft sie ihren Traummann, mit dem sie eine Beziehung eingeht - soll sie den neuen Partner nun ihrer Freundin vorstellen? Unterschwellige Gefühle von Angst und Argwohn können die Sache sehr schwierig gestalten, und unbewusst richtet sie sich vielleicht schon auf Verrat ein.
Vielleicht sucht sie sich gerade solche Freundinnen aus, die den ungelösten Konflikt mit ihrer Mutter für sie austragen, weil auch sie ungelöste Konflikte mit ihren Müttern haben. Dasselbe gilt für Männer. Wenn ein Mann die Erfahrung eines zerstörerischen Wettbewerbs mit seinem Vater gemacht hat, dann wird das Thema der Rivalität in seinen späteren Beziehungen eine Rolle immer spielen, weil andere Männer immer potentielle Rivalen sind. Man muss unentwegt auf der Hut sein. Das ist nicht besitzergreifend im gewöhnlichen Sinn. Das hat ganz andere Wurzeln.
Venus-Saturn oder Venus-Chiron Konstellationen können diese Dynamik symbolisieren. Nicht weil sie an sich ödipal wären, sondern weil sie bestimmte Unsicherheiten widerspiegeln, die ihren Ursprung in der Familien-Dreiecksbeziehung haben. Mars mit Aspekten zu Saturn oder Chiron kann auf tiefe Unsicherheiten in der Sexualität hinweisen, die durch Familien-Dreiecke noch verstärkt werden und später zu Versagensängsten führen können. Diese Aspektgruppen können zwanghafte Wiederholungen der Niederlagen symbolisieren oder den Versuch, die Verletzung zu heilen, indem man seine eigene sexuelle Potenz durch Dreieckgeschichten bestätigt.
Es gibt kein bestimmtes astrologisches Muster, das eine Veranlagung zu Dreiecksbeziehungen beschreibt. Es gibt eher verschiedene Kombinationen, die verschiedene Elternbilder beschreiben und verschiedene Arten, auf die natürliche und unvermeidliche ödipale Phase der Kindheit zu reagieren. Venus-Saturn und Venus-Chiron Aspekte "verursachen" keine Dreiecksverhältnisse, sondern sie beschreiben ein tiefes, angeborenes Bewusstsein menschlicher Einschränkungen, das in der Kindheit dazu führt, dass wir uns unfähig und beschädigt fühlen. Insbesondere, wenn wir noch nicht verstehen, was dieses Bewusstsein an positiven Erkenntnissen zu bieten hat. Der Verlust oder die Entfremdung von einem Elternteil wird dann dem eigenen Versagen angelastet. Später im Leben haben wir dann vielleicht das Gefühl, dass wir keinen Partner "halten" können, weil er uns immer von irgend jemandem weggenommen wird.
Ödipale Erfahrungen brechen oft mit einem großen Knall in der Lebensmitte aus. Die Planeten, die zu dieser Zeit sensible Punkte in ihren Zyklen erreichen - Saturn, Neptun und Uranus - können Themen der Kindheit an die Oberfläche bringen. Unter diesen Transiten der Lebensmitte schreit eine ganze Menge ungelebtes Leben nach Ausdruck. Und ungelöste Familien-Dreiecke, die bis dahin einigermaßen erfolgreich verdrängt geblieben sind, brechen letztendlich doch hervor, denn sie tragen ungelebtes Seelenleben in sich. Es kommt jedoch darauf an, wie stark dieser Konflikt ist. Er kann auch schon viel früher herauskommen. Es gibt Menschen, die von Beginn ihres Beziehungslebens an Erfahrungen mit Dreiecksbeziehungen machen. Nicht alle Dreiecksgeschichten haben ihre Wurzeln in der Beziehung zu den Eltern, und selbst die familiären Wurzeln können etwas noch Tieferes beinhalten.
Man kann sich natürlich fragen, was tiefer ist als ödipale Muster. Doch wie Jung einmal gesagt haben soll: selbst der Penis ist ein Phallus-Symbol. Wenn es ein ungelöstes Familienmuster gibt, wie zum Beispiel die Venus-Themen, die wir betrachtet haben, ist es sehr wahrscheinlich, dass es unter den entsprechenden Transiten in das äußere Leben einbricht. Das kann für manche Menschen die einzige Art sein, Heilung herbeizuführen. Hinter dem Elternthema steht das archetypische Thema - warum sehnen wir uns nach der Liebe dieses bestimmten Elternteils, und was symbolisiert der Vater oder die Mutter für unsere eigene Psyche? Das hat ausnahmslos mit dem zu tun, was in uns selbst entwickelt werden muss - unser eigenes Schicksal.
Wenn wichtige Anteile unserer selbst unentwickelt geblieben sind, brechen sie in der Lebensmitte hervor, besonders unter der Uranus-Opposition zu sich selbst. Und häufig finden wir diese versteckten Anteile zunächst in jemand anderem. Das ist die typischste Art, wie sich die Psyche bemerkbar macht und Integration fordert. Dieses Bedürfnis, mehr zu dem zu werden, was man ist, kann mit einem plötzlichen Gefühl der Anziehung zu einem anderen Menschen beginnen. Ungelebte Anteile unserer selbst können aber auch in Rivalen auftauchen. Erstaunlicherweise kann der Rivale oder die Rivalin sogar psychologisch wichtiger sein als die Person, um die man kämpft. Wenn es jedoch früher kein Muster von Dreiecksbeziehungen gegeben hat, muss ein solcher Ausbruch in der Lebensmitte nicht unbedingt auf ein ungelöstes Familienproblem zurückzuführen sein. Und selbst wenn es eines gibt, muss man das Problem in einem größeren Zusammenhang betrachten.
Dreiecksbeziehungen, die ungelebtes Leben ausdrücken
Ich glaube, dass in jeder Dreiecksbeziehung ein Element ungelebten Lebens steckt.
Wir kommen nun zu dem, was wirklich hinter der Dynamik von Dreiecksbeziehungen stecken könnte - hinter den Mustern der Eltern und Abwehrhaltungen und Machtspielen und den anderen scheinbar "kausalen" Gründen, warum wir uns auf Dreiecksverhältnisse einlassen. Ich glaube, dass in jeder Dreiecksbeziehung ein Element ungelebten Lebens steckt. Und aus unterschiedlichsten Gründen scheinen wir manchmal nur fähig zu sein, dieses ungelebte Leben zu entdecken, wenn wir dem extremen emotionalen Stress einer solchen Dreiecksbeziehung ausgeliefert sind.
Verrat ist eine archetypische Erfahrung und unser bestes Werkzeug zur Reifung. Das bedeutet nicht, dass wir alle zu verbitterten Zynikern werden müssen. Doch es ist wichtig sich klar zu machen, wie unsere (Wunsch-)Vorstellungen vom Leben und der Liebe uns daran hindern zu wachsen und vollwertige Mitglieder der Menschenfamilie zu werden. Verrat ist das Mittel, durch das diese Phantasien entlarvt werden und wir sie erkennen. Wir versuchen uns selbst und andere in unsere Phantasiewelt einzuschließen, die uns für den Schmerz der Kindheit entschädigen soll. Da jede Kindheit mit Schmerz verbunden ist, sind diese naiven Denkmuster auch archetypisch und täuschen eine Ersatz-Kindheit vor, die in ihrer Unschuld und Verschmelzung mit dem göttlichen Elternteil dem Garten Eden gleicht. Die Schlange symbolisiert die archetypische Rolle des Verrates. Sie wohnt der Unschuld inne und bricht früher oder später heraus um unsere Einheit zu zerstören.
Es gibt kein Rezept für den Umgang mit dem Schmerz, der durch Verrat entsteht. Aber eine archetypische Perspektive einzunehmen kann uns helfen die Dinge anders zu betrachten, obwohl der Schmerz nicht wegerklärt oder wegphantasiert werden kann. Es gibt kein Heilmittel gegen diese Art des Schmerzes. Doch es besteht ein Unterschied zwischen blindem Schmerz und dem, der mit Verständnis und Einsicht einhergeht. Zweiterer hat eine verwandelnde Wirkung. Ohne Bewusstsein tendieren Dreiecksbeziehungen dazu sich zu wiederholen - andere Schauspieler, gleiches Drehbuch.
Doch manche Dreierbeziehungen können wirklich verwandeln. Sie brechen alte Muster auf, und die neue Beziehung ist viel glücklicher und lohnender. Oder das Dreiecksverhältnis dient dazu, Energie und innere Potentiale freizusetzen. Selbst wenn wir die alte Beziehung wieder aufnehmen oder letztlich beide verlassen, hat sich alles verändert. Doch wir sind immer noch wir selbst, egal wie sehr wir versuchen, unser äußeres Leben neu zu ordnen. Und wenn wir uns mit dem inneren Thema nicht befasst haben, werden die gleichen Muster in einer neuen Beziehung wieder auftauchen. Vielleicht passen wir besser zu einem anderen Partner oder einer anderen Partnerin, doch letztendlich müssen wir mit unserer eigenen Psyche fertig werden.
Eine Dreiecksbeziehung ähnelt in gewisser Weise einem großen Trigon im Horoskop. Die Energie fließt immer im Kreis; sie fließt in sich selbst zurück und nährt sonst nichts im eigenen Leben. In Dreieckverhältnissen tendieren alle drei Beteiligten dazu, Anteile ihrer selbst aufeinander zu projizieren. Die Dreiecksbeziehung erhält diese Projektionen aufrecht, und das kann zu einem enormen Widerstand gegen jegliche Art von Veränderung führen. Man könnte sogar sagen, dass die Dreiecksbeziehung erst zustande kommt, weil Widerstand gegen Veränderung besteht. Was immer sich von innen ausdrücken will wird in der Projektion erfahren. Wenn eine solche Dreierbeziehung zerbricht, fallen die Projektionen wieder auf einen selbst zurück. Psychische Energie wird freigesetzt, ob durch einen Todesfall oder den freiwilligen Rückzug eines Beteiligten. Der Zeitpunkt ist dabei keineswegs zufällig. In einem, zwei oder allen drei Beteiligten sind unbewusste Seeleninhalte zu dem Stadium gekommen, in dem sie integriert werden wollen, selbst wenn sich das nur darin ausdrückt, endlich loslassen zu können. In dem Moment, wo wir dazu fähig sind, beginnen uns die Projektionen bewusst zu werden.
Wir können Vergebung nicht künstlich erzeugen, wenn wir verraten worden sind - noch können wir sie für uns selbst erzeugen, wenn wir jemanden verraten haben. Wir können nur daran arbeiten, das zu integrieren, was zu unserer eigenen Seele gehört.
Ich glaube nicht, dass wir wirkliche Vergebung anders erreichen können. Sie ist eine Art Gnade, die nicht in einem Akt des Willens herbeigeführt werden kann. Es ist sehr traurig, Verratene sagen zu hören, "Ich vergebe Dir", nicht weil es wirklich von Herzen kommt, sondern weil sie versuchen, auf diese Weise abtrünnige Partner wieder zurückzubekommen. Dahinter steckt wahrscheinlich gar keine Vergebung - obwohl das nicht bewusst sein muss - und dann kann die Bestrafung immer weiter gehen. Vergebung kommt nur aus der Einsicht in den eigenen Beitrag zu der Dreiecksbeziehung - egal in welcher Rolle man steckt - und aus der Zurücknahme der eigenen Projektionen. Bevor das nicht passiert ist, gibt es keine wirkliche Vergebung. Sie scheint nur aus etwas hervorgehen zu können, das wir wirklich integriert haben. Der ganze Prozess kann uns verwandeln. Wir können Vergebung nicht künstlich erzeugen, wenn wir verraten worden sind - noch können wir sie für uns selbst erzeugen, wenn wir jemanden verraten haben. Wir können nur daran arbeiten, das zu integrieren, was zu unserer eigenen Seele gehört.
Der saturnische Vater, der uns zurückweist und dann in einer Dreiecksbeziehung als kalter und zurückweisender Partner wieder auftaucht, kann etwas damit zu tun haben, dass wir lernen müssen, uns abzugrenzen. Wenn wir diese grundlegende Saturn-Erfahrung aus der Distanz betrachten - was ist dann Zurückweisung anderes als dass jemand Grenzen zieht, die wir unerträglich finden? Es könnte sein, dass unsere eigene Unfähigkeit Grenzen zu ziehen, uns in eine Dreiecksbeziehung treibt, in der wir die Verratene sind und von einem saturnischen Partner zurückgewiesen werden, der sagt, "Ich halte diese emotionale Einengung nicht aus. Ich möchte mein eigenes Leben leben." Oder vielleicht sind wir der Verräter, der vor einer Partnerin flieht, deren emotionale Bedürfnisse ihn ersticken. Doch insgeheim spiegelt die Partnerin nur die eigene Unfähigkeit wider, Einsamkeit zu ertragen. Die schwierigen und schmerzhaften Lehren dieser Erfahrungen zeigen uns, was in uns selbst noch nicht entwickelt ist.
Wenn Pluto in unserem zehnten oder vierten Haus steht, müssen wir unsere ursprünglichsten Leidenschaften entdecken. Doch wahrscheinlich leugnen wir das zuerst und sagen, "Meine Mutter war so schrecklich manipulativ," oder "Mein Vater hat mich ständig kontrolliert." Warum sind Menschen manipulativ oder herrschsüchtig? Wenn jemand Pluto-Qualitäten in einer Beziehung zum Ausdruck bringt, dann passiert das nicht, weil es Spaß macht. Menschen tun das, weil für sie eine Beziehung Überleben bedeutet und sie verzweifelt versuchen, die geliebte Person festzuhalten. Pluto wird aktiv, wenn wir uns bedroht fühlen. Menschen manipulieren, wenn sie schreckliche Angst davor haben, das was sie über alles lieben zu verlieren. Das Liebes-Objekt bedeutet Überleben für sie, und Manipulation scheint die einzige Möglichkeit zu bieten, die Beziehung aufrecht zu erhalten. Wir alle sind fähig dazu, wenn wir nur genug Zuneigung und genug Bedrohung empfinden.
Seelische Integration ist das Ziel aller Dreiecksbeziehungen.
Wenn wir diese plutonischen Eigenschaften verleugnen und sie weiterhin beharrlich auf die Eltern projizieren, begegnet uns Pluto sehr wahrscheinlich in einer Dreiecksbeziehung wieder. Und dann müssen wir selbst entdecken, wie besitzergreifend wir sein können. Oder wir legen uns einen sehr besitzergreifenden Partner zu. Vielleicht erkennen wir sogar, dass wir jemanden gewählt haben, der "ganz wie mein Vater ist". Diese Erkenntnis ist sehr hilfreich, doch sie ist erst der Anfang. Das Besitzergreifende der Mutter oder des Vaters spiegelt sich in unserem eigenen Pluto in Haus zehn oder vier wider. In uns selbst müssen wir ihn noch entdecken. Oft bemerken wir erst, dass wir einen Pluto haben, wenn wir mit der Erfahrung des Verrates konfrontiert werden. Er ist ein blinder Fleck im Horoskop bis ihn eine Dreiecksgeschichte ins Rampenlicht stellt und wir plötzlich zum ersten Mal mit unserem eigenen Pluto in Kontakt kommen. Wir merken, dass wir leidenschaftlich fühlen, dass wir jemanden intensiv brauchen, dass die Verzweiflung uns heimtückisch und manipulativ macht, und dass Kontrolle die einzige Möglichkeit ist, um zu überleben. Dieser Prozess der Selbstentdeckung ist sicher eine beängstigende und demütigende Erfahrung, doch er lässt uns voll und ganz zu dem werden, was wir wirklich sind.
Seelische Integration ist das Ziel aller Dreiecksbeziehungen. Selbst wenn die äußeren Planeten eine Rolle in Familien-Dreiecksbeziehungen spielen - das, was wir so abgöttisch in Vater oder Mutter lieben, ist in Wirklichkeit ein Teil unserer eigenen Seele. Dieses "Etwas" kann dazu führen, dass wir unsere persönlichen Grenzen überschreiten und dass eine höhere oder tiefere Ebene der Realität in unser Leben tritt. Und trotzdem hat es etwas mit unserer eigenen Lebensreise zu tun. Wenn wir astrologische Symbole sehen, die wir zuerst durch die Eltern erleben und später wiederholt in Dreiecksbeziehungen, dann gibt es etwas in uns, das gelebt werden muss. Und es kann durch immer neue Dreiecksbeziehungen zurückkommen bis wir einen Weg finden, es selbst zu leben.
Planeten, die auf die Elternbeziehung hinweisen, beschreiben nicht nur die Muster der Eltern. Sie beschreiben die ungelebten Dimensionen unserer selbst, besonders wenn sie in Spannung zum übrigen Horoskop stehen. Selbst wenn ein Elternteil den Planeten auf kreative Weise verkörpert, ist es immer noch unser Planet, der Teil unseres Schicksals ist. Ein Planet im vierten oder zehnten Haus oder mit einem Hauptaspekt zu Sonne oder Mond muss nicht offensichtlich durch einen Elternteil gelebt werden, doch er ist Teil der Erfahrungen, die wir durch unsere Eltern machen. Wenn die Eltern das archetypische Muster dieses Planeten nicht kreativ leben, ist es schwieriger zu verstehen womit wir es zu tun haben. Das kann dazu führen, dass wir nicht erkennen, was auf uns zukommt, wenn wir später im Leben eine Dreiecksbeziehung eingehen. Es geht nicht nur um einen ungelösten Elternkomplex, obwohl auch dieser wichtig ist und man ihn untersuchen sollte. Letztendlich ist es unser eigener Planet und damit Teil unserer eigenen Seele. Das Muster ist Teil unseres seelischen Erbes, doch wir müssen ihm Form verleihen. Sogar Dreiecksbeziehungen, die scheinbar schreiend ödipal sind, haben mit unserem eigenen Innenleben zu tun. Denn das, was wir in den Eltern lieben oder hassen, gehört uns selbst. Doch wir müssen unsere eigene Art finden, es zu leben.
Aus dem Englischen übersetzt von Karin Hoffmann
Autorin: Liz Greene
Liz Greene ist Doktor der Psychologie, Astrologin und Autorin der meisten Horoskopdeutungen von Astrodienst. Sie ist in Fachkreisen ausserordentlich angesehen und gilt als eine der wichtigsten Figuren der modernen Astrologie.
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Horoskope von Liz Greene
Bilder:
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- Saturn/Chiron: ©Astrodienst
Posiciones actuales de los planetas
14-Dic-2025, 05:14
TU/GMT
| |||||
| Sol | 22 | 27'27" | 23s13 | ||
| Luna | 18 | 45'51" | 10s04 | ||
| Mercurio | 2 | 53'32" | 19s08 | ||
| Venus | 16 | 49'29" | 22s35 | ||
| Marte | 29 | 10'24" | 24s12 | ||
| Júpiter | 23 | 26'54"r | 21n36 | ||
| Saturno | 25 | 23'19" | 3s58 | ||
| Urano | 28 | 31'52"r | 19n38 | ||
| Neptuno | 29 | 22'36" | 1s29 | ||
| Plutón | 2 | 13' 1" | 23s20 | ||
| Nodo real | 13 | 0'59"r | 6s40 | ||
| Quirón | 22 | 46'31"r | 9n21 | ||
| Explicaciones de los símbolos | |||||
| Carta del momento | |||||