Die Transite der Planeten
Pluto-Transite
Von Robert Hand
Transite zum Mond
Wo der Mond zutiefst persönlich ist, bleibt Plutos Energie fern, überpersönlich und transzendent. Sie wirkt fast vollständig außerhalb der gewöhnlichen Wahrnehmung und steht für gewaltige, langsam wechselnde Kräfte, die scheinbar außerhalb individueller und sogar menschlicher Kontrolle liegen. So baut etwa das Verschieben tektonischer Platten Druck auf, der sich erst in einem Erdbeben entlädt. Pluto wird auch mit historischen Kräften verbunden. Zwar entstehen diese teilweise aus kollektivem menschlichem Handeln, doch Historiker erkennen inzwischen, dass Klimaänderungen, Nähe zu Meeren oder Wüsten sowie die Wanderung von Krankheitserregern und Arten entscheidend sind. All dies hat wenig mit menschlicher Absicht zu tun.
Die Kombination dieser beiden Energien ist schwierig. Auf der Gefühlsebene – dem Gebiet des Mondes – kann plutonische Kraft Gefühle hervorrufen, die übersteigert oder sogar obsessiv sind. Mondenergie, die Liebe, Fürsorge und Unterstützung fördern soll, kann unter Plutos Einfluss in Kontrolle, Eifersucht, Besitzdenken oder Wut umschlagen. Manchmal weist die Verbindung auf tiefe innere Kräfte hin, die eine Person von einer Wachstumsphase in die nächste tragen. Das muss nicht pathologisch sein; innerhalb normaler Entwicklung markiert Pluto oft Wendepunkte. Wenn es doch pathologisch wird, kann die Transitzeit emotionale Zusammenbrüche und Störungen jener Unterstützungssysteme bringen, auf die man gewöhnlich baut. Bekommt die betroffene Person kluge Führung und echte Hilfe, kann selbst der schwierigste Pluto-Mond-Transit zu einem wesentlich reicheren Leben führen, als es beim Beginn des Prozesses möglich schien.
Transite zu Merkur
Pluto steht dagegen für langsame, unumgängliche Verwandlung. Ein plutonischer Prozess läuft unbemerkt ab und wird erst dann problematisch, wenn er blockiert wird. Ein plötzlicher Geistesblitz ist nicht plutonisch; eine langfristige Überholung der gesamten Denkweise schon. Ein hilfreicher Schlüsselbegriff für Pluto-Merkur-Transite lautet Sinneswandel. Obwohl Merkur grundsätzlich das Übermitteln von Wissen und Information betrifft, kümmert er sich nicht immer um Inhalte; sein Vorrang liegt in genauer Weitergabe. Doch Inhalte treten oft hinzu, weil schlecht geordnete Ideen schwer zu vermitteln sind. Merkur besitzt auch Eigenschaften, die nicht direkt aus seiner Rolle als Bote stammen. Er herrscht etwa über junge Menschen, typischerweise vom Jugendalter bis etwa dreißig. Wenn Pluto Merkur transitiert, kann eine transformative Begegnung mit einer jüngeren Person eine entscheidende Rolle spielen.
Transite zu Venus
Plutos transformierende Kraft kann das einfache Bedürfnis der Venus nach Zuneigung und Gemeinschaft leicht überwältigen. Unsere alltägliche Art, Venusthemen zu handhaben, ist mit Ego und Persönlichkeit verknüpft – beides begrenzte Teilmengen unseres ganzen Wesens. Wenn sich dieser erste Modus der venusischen Energie mit Pluto mischt, treten Ego-Fragen auf. In diesem Text wird immer wieder daran erinnert, dass Pluto sich egoistischen Forderungen nur ungern beugt. Eine Ausprägung ist, dass Liebe und Sexualität, zusammen oder getrennt, mit Macht- und Kontrollsucht verknüpft werden: Eifersucht, Besitzdenken oder emotionale Erpressung entstehen. Seltener, aber erhebender, ist eine Liebe von solcher Intensität, dass sie die Beteiligten völlig verwandelt. Solche Beziehungen brennen jedoch oft aus; die Intensität lässt sich schwer aufrechterhalten, und dauerhafte Partnerschaften bewahren selten diese Stärke.
In den Künsten kann Pluto sich mit Venus eleganter verbinden. Kreative Arbeit ermöglicht es, Plutos transzendentale Kraft über Venus statt über das persönliche Ego zu kanalisieren. Schöpfung verwandelt die Schaffenden und anschließend alle, die dem Werk begegnen. Das gilt für mitreißende Popmusik ebenso wie für klassische Formen: Die Mittel sind venusisch, die Wirkung plutonisch.
Transite zur Sonne
Schwierige Pluto-Sonne-Transite treten oft auf, wenn Sonnenenergie vom Ego gekapert und mit Willenskraft verwechselt wird. Echter Wille ist frei; ego-getriebener Wille wird von unbewussten Wünschen gezwungen, die die Person nicht erklären kann. Das schädigt sowohl den Ausdruck der Sonne als auch den Plutos und führt zu Machtkämpfen und rücksichtslosen Dominanzversuchen. Solche Extreme sind selten, doch die Geschichte liefert viele Beispiele.
Mitunter ist die Kombination hart, weil sie mit schwerer körperlicher Schwächung einhergehen kann, besonders wenn der Körper Abfallstoffe nicht ausscheiden kann – eine plutonische Funktion.
Transite zu Mars
Im besten Fall liefert diese Kombination die Kraft, nötige Veränderungen durchzusetzen, wenn Widerstand tödlich geworden ist. Zerstörung dient dann einem höheren Ziel, so hart es wirkt – der Zweite Weltkrieg wird häufig als Beispiel genannt. Das Problem liegt darin zu erkennen, wann solch drastisches Handeln wirklich erforderlich ist. Ein medizinischer Vergleich hilft: Ist ein Bein brandig, rettet nur die Amputation das Leben. Das veranschaulicht Pluto-Mars-Energie.
Glücklicherweise erleben die meisten Menschen diesen Transit nicht als Katastrophe, sondern als Fähigkeit zu heroischem Einsatz, um ein unvermeidliches Hindernis zu überwinden. Das Schlüsselwort lautet heroisch; verdient die Situation dieses Wort nicht, wird die Energie wahrscheinlich falsch verwendet.
Allzu oft zeigt sie sich allerdings in rücksichtsloser Ehrgeiz: Personen, die entschlossen sind, jeden zu vernichten, der ihnen im Weg steht. Dadurch provozieren sie ähnliche Reaktionen und beginnen bildlich gesprochen einen Krieg.
Transite zu Jupiter
Kein anderer Planet manifestiert sich so sehr in der weiten sozialen Ordnung: Recht, Hochschulbildung, Medizin, Religion – ja Kultur insgesamt, verstanden als das System von Ideen, Überzeugungen und Praktiken, das ein Volk definiert.
Pluto bedeutet Wandel und Transformation, oft aus Quellen jenseits der Kultur oder des einzelnen Staates – in der Natur und der Erde selbst. Er regiert auch langfristige Kräfte, die Gesellschaften umformen. Gegenwärtige Massenmigrationen und erneuerte kulturelle Spaltungen sind Beispiele.
Gemeinsam streben diese Energien nach umfassenden sozialen Reformen, die heilen und integrieren sollen. Sie scheitern, wenn mächtige Egos Plutos Kraft für eigene Zwecke kapern; die Reform des einen ist dann Unterdrückung des anderen.
Für Einzelne begleitet Pluto-Jupiter häufig langfristige Therapie, Heilung oder Selbstverbesserung. Negativ erscheint er, wenn jemand so überzeugt ist, im Recht zu sein, dass Gesetzesbruch gerechtfertigt wirkt – manchmal zu Recht, manchmal nicht.
Transite zu Saturn
Saturn hat zwei Gesichter. Das vertrautere steht für Disziplin, Ordnung, Struktur und Notwendigkeit – oft erlebt als Hindernisse, die persönliche Wünsche frustrieren. Die traditionelle Astrologie betrachtete Saturn als Übeltäter, doch er ist kein absichtlicher Bösewicht.
Das höhere Gesicht ist wie Pluto transzendental und markiert die Grenze zwischen zwischenmenschlicher Realität und dem Jenseits.
Daher ist ein Pluto-Saturn-Transit fordernd, aber nicht mutwillig schmerzhaft. Er verlangt Ausdauer und Lernbereitschaft für harte Lektionen. Man muss jedoch nicht erleuchtet sein, um selbst die härteste Kombination zu meistern.
Auf interpersoneller Ebene erleben Menschen häufig einen Verhärtungsprozess: Freiheiten verengen sich, Gelegenheiten schwinden, Entscheidungen schrumpfen, und Ereignisse wirken schicksalhaft.
Auf transzendentaler Ebene jedoch entpuppt sich das scheinbar Schicksalhafte als Ruf, die Konsensrealität zu überschreiten. Extreme Pluto-Saturn-Spannungen zwingen zum Rückzug aus der sogenannten realen Welt und eröffnen Alternativen, die das gewöhnliche Bewusstsein nie erahnt hätte.
Hinweis: Nicht alle erleben diese Transite gleich stark. Saturn hält sich etwa zweieinhalb Jahre in jedem Zeichen auf, daher haben Menschen ähnlichen Geburtsdatums vergleichbare Saturnstellungen. Die Wirkungen sind am deutlichsten, wenn:
- Saturn sich nahe Aszendent, Medium Coeli, Deszendent oder I.C. (den Achsen) befindet.
- Saturn enge Aspekte zur Sonne, zum Mond oder zu einem anderen Planeten auf einer Achse bildet.
- Viele Planeten oder Punkte im Horoskop in Wassermann oder Steinbock stehen.
- Saturn zahlreiche weitere Punkte aspektiert.
Trifft nichts davon in Ihrem Radix zu, sind die Transite zwar spürbar, jedoch nicht sehr stark.
Transite zu Uranus
Beide Planeten signalisieren Wandel, aber in unterschiedlichem Stil. Pluto regiert Metamorphose – langsame, mächtige Verschiebungen, getrieben von langfristigen Kräften wie der Bewegung tektonischer Platten. Uranus bringt plötzliche, unvorhersehbare Veränderungen und Extreme. Setzt man das geologische Bild fort: Wenn Plutos enorme Kraft sich staut, entlädt Uranus sie in einem raschen Erdbeben. Blitz, das klassische uranische Phänomen, illustriert seinen elektrischen Charakter.
Historisch kennzeichnet ihre Verbindung Umbrüche. Die Uranus-Pluto-Konjunktion der 1960er, von Saturn opponiert, fiel zusammen mit Bürgerrechtskämpfen, Studentenunruhen und dem Aufstieg der Gegenkultur. Ab 2010 leitete eine Serie von Uranus-Pluto-Quadraten mit dem Arabischen Frühling ein und endete mit dem Erstarken extremer Fundamentalismen.
Wenn Pluto den Radix-Uranus transitiert (vorausgesetzt, Uranus ist stark gestellt), kann eine Person enorme persönliche Veränderungen erleben oder tief in soziale Revolutionen hineingezogen werden. Ein hilfreiches Schlagwort lautet revolutionäre Veränderung. Selbst wenn das eigene Leben stabil bleibt, steigt die Sensibilität für kollektive Umbrüche deutlich.
Hinweis: Uranus verweilt etwa sieben Jahre in jedem Zeichen, daher teilen Geburtsnahe seine Stellung. Diese Transite sind am deutlichsten, wenn:
- Uranus sich nahe Aszendent, Medium Coeli, Deszendent oder I.C. (den Achsen) befindet.
- Uranus enge Aspekte zur Sonne, zum Mond oder zu einem anderen Planeten auf einer Achse bildet.
- Uranus viele andere Punkte aspektiert.
Trifft nichts davon zu, sind die Transite zwar erkennbar, jedoch nicht sehr stark.
Transite zu Neptun
Ihre Verbindung ist schwer vollständig zu erfassen. Neptun verwischt die gewöhnliche Realität; seine Energie deutet an, dass Realität selbst veränderlich ist. Auf höchster Ebene führt er zu erhabener Spiritualität, doch so wird er selten erlebt.
Pluto hingegen steht für langsam-mächtige, unerbittliche Verwandlung. Zusammen weisen sie auf Kräfte, die Dinge allmählich in das Dasein bringen oder daraus entfernen, wie wir es kennen.
Hinweis: Neptun bleibt rund vierzehn Jahre in einem Zeichen. Diese Transite sind am stärksten, wenn:
- Neptun sich nahe Aszendent, Medium Coeli, Deszendent oder I.C. (den Achsen) befindet.
- Neptun enge Aspekte zur Sonne, zum Mond oder zu einem anderen Planeten auf einer Achse bildet.
- Neptun viele andere Punkte aspektiert.
Trifft nichts davon zu, sind die Transite zwar erkennbar, jedoch nicht sehr stark.
Transite zu Pluto
Transite zu Chiron
Bei lebenden Organismen steuern innere Zeitmechanismen das Wachstum und lösen wichtige Veränderungen aus – Pubertät zum Beispiel. Die Entwicklung der Sexualität ist ein plutonisches Beispiel, ebenso erfolgreiche Psychotherapie und manche spirituellen Praktiken. Pluto selbst ist weder sexuell noch spirituell; er regiert lediglich langfristige Transformationen in einem organischen Ganzen. Unverbundene Ereignisse sind nicht plutonisch.
Wenn Pluto sich daher mit Chiron verbindet, kann das Heilung und spirituelles Wachstum oder Zerfall und Verfall bringen.
Nicht jeder spürt diese Transite gleich stark. Chiron muss stark gestellt sein, um merkliche Wirkung zu entfalten. Er gewinnt an Kraft, wenn:
- Chiron sich nahe Aszendent, Medium Coeli, Deszendent oder I.C. (den Achsen) befindet.
- Chiron enge Aspekte zur Sonne, zum Mond oder zu einem anderen Planeten auf einer Achse bildet.
- Chiron viele andere Punkte aspektiert.
Trifft nichts davon zu, sind die Transite zwar erkennbar, jedoch nicht sehr stark.
Transite zum Medium Coeli
Das Medium Coeli ist ein Punkt, kein Planet; es besitzt keine eigene Energie. Es ist der Ort, an dem Energie sichtbar wird. Wenn Pluto das Radix-MC aspektiert, beeinflusst seine Wandlungsmacht das, was durch diesen Punkt erscheint. Alle Hauptaspekte von Pluto zum MC sind daher kraftvoll und verdienen Aufmerksamkeit.
Transite zum Aszendenten
Pluto verwandelt. Wenn er den Aszendenten aspektiert, verändert er unser Erscheinungsbild in der Welt. Pluto kennzeichnet auch Extreme, Macht sowie Zyklen von Zusammenbruch und Erneuerung. Jeder Pluto-Transit zum Aszendenten bringt diese Themen in sichtbaren Ausdruck.
Viele der Veränderungen sind einfach Wachstumsphasen. Wird Plutos Energie jedoch blockiert, intensiviert sie sich, und die Veränderungen werden problematisch. Unterdrückter Wandel kann plötzlich ausbrechen; wird er erneut blockiert, können psychische, körperliche oder Beziehungs-Zusammenbrüche folgen.
Obwohl drastische Verwandlungen selten willkommen sind, können sie ursprüngliche Bedingungen wiederherstellen und Erneuerung ermöglichen. Eine psychologische Krise kann einen spirituellen Neubeginn einleiten; richtig behandelte Krankheit kann zu erneuter Gesundheit führen.
Transite zu den Mondknoten
Die vier Knotenpunkte markieren Phasen, in denen Energie in soziale und persönliche Netzwerke gesendet (Nordknoten) und deren Ergebnisse empfangen (Südknoten) werden. Die Bendings verbinden beide.
Plutos transzendentale Energien wirken weitgehend außerhalb gewöhnlicher Wahrnehmung, daher ist es schwierig, sich dessen bewusst zu sein, was wir während dieser Transite tun und erleben. Sie verursachen selten sofortige Krisen, doch mangelnde Bewusstheit kann sich beim nächsten Transit innerhalb desselben Lebens auswirken. Da jede Phase von den Handlungen der vorherigen geprägt wird, verdienen diese Zyklen wirklich den oft missbrauchten Begriff karmisch – Karma bedeutet wörtlich Handlung.
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Über Robert Hand
Robert Hand gehört zu den bekanntesten und renommiertesten Astrologen der Welt. Er interessiert sich besonders für die philosophischen Dimensionen der Astrologie und widmet sich intensiv der Computerprogrammierung. Derzeit arbeitet er für Arhat Media als Herausgeber, Übersetzer und Verleger antiker astrologischer Schriften. Rob Hand lebt in Las Vegas, Nevada, USA.
Rob schloss sein Studium an der Brandeis University mit Auszeichnung in Geschichte ab und absolvierte anschließend ein Graduiertenstudium in Wissenschaftsgeschichte an der Princeton University. 1972 begann er seine astrologische Praxis. Mit zunehmendem Erfolg reiste er weltweit als hauptberuflicher Astrologe. 2013 verlieh ihm die Catholic University of America den Doktortitel (Ph.D.).
Weitere Informationen
Robert Hand, Autor bei AstrodienstHoroskope von Robert Hand im Astro Shop
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