The Limits of Control (Jim Jarmusch, 2009)
Wassermann Jim Jarmusch hat mit "The Limits of Control" einen
Film gemacht, der vor allem Uranus' Aufenthalt im Zeichen Fische reflektiert:
Indem er gewohnte Elemente und Erzählstrukturen des Film Noir mit ungewöhnlichen
Perspektiven, allerlei Referenzen und Assoziationen und mystisch anmutenden,
spirituellen Binsenweisheiten vermischt, erneuert er Inhalte des kollektiven
kulturellen Bilderreservoirs und regt zum Spiel damit an. Herausgekommen
ist dabei ein filmisches Kaleidoskop, das nicht nur (dem Kameramann Christopher
Doyle zu verdankende) wunderbare Bilder hervorbringt, sondern auch -
Geduld und Offenheit vorausgesetzt - eine Art Initiation in die eigene
Vorstellungskraft
sein kann.
Der Film beginnt buchstäblich mit einer Umkehrung gewohnter Sehweisen:
Aus der Vogelperspektive sehen wir am unteren Bildrand einen Kopf. Mit langsamen
Qi Gong-Bewegungen füllen Arme und Hände den Rest der Leinwand
und erst nachdem der Mann im eleganten, schimmernden Anzug sich anschickt
den Bildrahmen zu verlassen, zeigt uns die nächste Einstellung, dass
er aus der engen Kabine einer Flughafentoilette tritt.
Offenbar haben wir ihm dabei zugesehen, wie er sich für eine wichtige
Begegnung sammelte, denn gleich darauf hat er eine Verabredung mit einem
Mann, der ihm mittels eines Dolmetschers und unter allerlei - keineswegs
hinderlichen - Sprachverwirrungen einen für uns nicht näher bestimmbaren
Auftrag zu erteilen scheint. Dabei fallen Sätze wie "Use your imagination" ("Benutze
deine Vorstellungskraft") und "Remember: reality is arbitrary" ("Vergiss
nicht: Realität ist beliebig"). Am Ende verabschieden sich die
beiden offenbar nicht primär über Sprache kommunizierenden Männer
mit einer geradezu brüderlichen Umarmung.
Während nun der so Beauftragte einsilbig durch Spanien reist, beobachten
wir seine weiteren, mal etwas surrealen, mal nur rätselhaften Begegnungen
mit verschiedenen, eher Themen denn Charaktere verkörpernden Figuren. Immer wieder sitzt der namenlose Mann stoisch in Cafés, bestellt zwei
Espresso in zwei Tassen (ein Detail, das ihm sehr wichtig ist), spricht kaum
und tauscht mit seinen Kontaktpersonen Codes bzw. Diamanten enthaltende Streichholzschachteln,
während diese über Musik, Film, Moleküle, Kunst oder Halluzinogene
und Spiegelungen plaudern. Sie alle lassen sich verstehen als Verkörperungen
von Fische- bzw. Uranus in Fische-Energie.
Ein Gegengewicht zu dieser Fische-Betonung bildet zunächst nur der
stoische, präzise und minimalistisch handelnde, eisernen Prinzipien
folgende Protagonist, dessen gesamte Erscheinung "Saturn" atmet,
wobei sein offensichtlicher Hang zu pflichtbewusster Askese und detaillierten
Ritualen sogar dem aktuellen Jungfrau-Saturn entspricht (der sich seit November
2008 wiederholt in Opposition zum Fische-Uranus bewegt). Diese den Jungfrau-Saturn
verkörpernde Gestalt hat nun einen Auftrag, der sie dazu zwingt, sich
mit Fische-Themen auseinanderzusetzen - wir können im Lauf des Films
beobachten, wie diese Auseinandersetzung ganz allmählich subtile Veränderungen
bewirkt.
Doch es finden sich noch andere Saturn- oder Steinbock-Entsprechungen: aus
den Cafés beobachtet der Mann immer wieder schwarze Hubschrauber,
die eine unbekannte Überwachungsaufgabe zu erfüllen scheinen; die
Landschaften, durch die er reist werden immer karger und felsiger, seine
Unterkünfte immer spartanischer...
Vor allem aber sind es die eingesetzten filmischen Mittel, die den neptunischen
Inhalten eine saturnische Form verleihen: narrative Reduktion und dramatischer
sowie darstellerischer Minimalismus spiegeln ebenso Saturn-Qualitäten
wie die stetigen, ritualisierten Wiederholungen von Sätzen, Situationen,
Bildern eine Jungfrau-Färbung erkennen lassen. Um dieses saturnische
Gerüst wächst aus dem kollektiven Bilderpool allmählich eine
Geschichte, am stützenden Geländer schreitet eine Handlung voran,
die, um als solche erkennbar zu werden, uns ein nicht unerhebliches Maß an
Vorstellungskraft abverlangt. Und darin besteht das Vergnügen, das dieser
Film bereiten kann: er ist wie ein achtsam geführter Tauchgang zu den
rätselhaften und poetischen Schönheiten unserer kollektiven Kreativität.
Deren Gefährdung durch genaue Observation und vernünftige Nutzung,
aber auch durch Belanglosigkeit und Beliebigkeit bleibt dabei keineswegs
unerkannt.
Vielleicht erkennen wir auch, dass die "Grenzen der Kontrolle" über unsere Vorstellungskraft ebenso von außen wie von innen definiert werden, sie liegen in den unermesslichen Fluten menschlicher Kreativität, aber auch im aufmerksamen und disziplinierten Umgang mit schöpferischen Kräften - das demonstriert "The Limits of Control" in faszinierender Weise.
Vesna Ivkovic studierte Literatur- und Sprachwissenschaften, Soziologie,
Philosophie, Geschichte und beschäftigte sich intensiv mit Psychologie,
Mythologie sowie verschiedenen Glaubens- und Weisheitssystemen.
Parallel dazu erforschte sie die Erkenntniswege des Körpers mittels
der Kampfkunst des Kung Fu, Tanz, Yoga, Qi Gong und verschiedenen
anderen Methoden der Körperarbeit und Bewegungskunst.
1993 entdeckte sie die Astrologie als Erkenntnisinstrument und absolvierte
2004 am Astrologie-Zentrum Berlin bei Markus Jehle und Petra Niehaus
die Meisterklasse.
Mehr über die Autorin des Cinemaskopes finden Sie
auf ihrer eigenen Website www.astrosemiotics.de
Das Cinemaskop ist ein Überblick über aktuelle Kinofilme und deren zentrale Thematik aus astrosemiotischer Sicht, (d.h. den Film als Zeichensystem betrachtend und ins astrologische Zeichensystem übersetzend).
Ein gelungener Film hat nicht nur eine Story, ein bestimmtes Thema, er hat auch eine spezielle Atmosphäre, vermittelt ein bestimmtes Gefühl und zieht uns in seine ganz eigene Welt – dieses Grundthema, das sich aus Figuren, Story, Setting und allerlei anderen Komponenten speist, findet seine Entsprechung in einem oder mehreren astrologischen Zeichenprinzipien. Sehr vereinfacht heißt das: ein rasanter Actionkracher konfrontiert uns mit Widder-Energie, ein Horrorfilm dagegen mit skorpionischen Abgründen und Ängsten, etc. Wir kommen aus dem Kino und finden uns – wenn es dem Film gelungen ist, uns zu erreichen – beschäftigt mit und erfüllt von eben diesen Energiequalitäten.
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