Dinge in Ordnung bringen - à la Eastwood
Gran Torino ( Clint Eastwood, 2008)
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"I fix things" - "Ich bringe Dinge in Ordnung",
das ist die Selbstbeschreibung des mürrischen und menschenfeindlichen
Korea-Veteranen Walt Kowalski, den Clint Eastwood in seinem neuesten
Film als eine Art Abgesang auf Dirty Harry inszeniert und auch gleich
selbst glänzend verkörpert. Schon dieser Satz, mit dem er sich
in einer für ihn unbehaglichen Situation einer jungen Frau vorstellt,
definiert den vergnatzten alten Mann als Jungfrau-betont.
Zudem betrachtet
er nicht nur seine wohlstandsverwöhnten und verfetteten Söhne
samt ihrer ebenso gierigen wie achtlosen Sippschaft mit Abscheu,
sondern auch seine
asiatischen Nachbarn mit ihrer für ihn unverständlichen, scheinbar
fatalistischen Lebensweise.
„
Gran Torino“ ist ein kleiner, unsentimentaler und dabei emotional
sehr wirkungsvoller Film um einen feindseligen Nörgler und konservativen
Fremdenhasser, der nach dem Tod seiner Frau plötzlich und widerwillig
eine schicksalhafte Verbindung zu seinen neu zugezogenen asiatischen Nachbarn
eingeht.
Polaritäten
Wie die meisten guten Geschichten basiert auch „Gran Torino“ auf
Polaritäten, die für Spannung und Entwicklung sorgen. Hier lassen
sich diese astrologisch mit der Jungfrau-Fische-, aber auch mit der Krebs-Steinbock-Achse
erfassen. Jungfrau-Merkmale finden wir in Walts Abscheu vor chaotischen
bzw. für ihn unverständlichen Verhältnissen, wie er sie
in seiner zunehmend von Gewalt und Armut geprägten Nachbarschaft wahrnimmt,
ebenso aber bereits in den ersten Szenen des Films in seinem Widerwillen
gegen den mangelnden Anstand und die Unbescheidenheit, die seine Familie
auf mancherlei Weise an den Tag legt.
Jungfrau und Steinbock hier
Walt Kowalski ist ein harter und strenger Mann mit konservativen,
rigiden Wertvorstellungen und Prinzipien, in denen aber auch ein
starkes Verantwortungsgefühl wurzelt und der verborgene Wunsch noch nützlich
zu sein. Sein Lebensinhalt besteht darin, Dinge zu reparieren bzw. zu
restaurieren, Dinge wie seinen „Gran Torino“, den besonderen
alten Wagen, der die Gelüste der Enkelin wie auch der Ghetto-Gang
weckt und ebenso wie Walts riesige Werkzeugsammlung (Jungfrau!) seine
Fähigkeit zur Gestaltung, zum „Anpacken“ von Problemen
repräsentiert. Diese Leidenschaft fürs Reparieren kann durchaus
auch als Versuch einer Wiedergutmachung für Dinge, die er als Soldat
im Korea-Krieg getan hat, gesehen werden. Es sind vor allem diese Erfahrungen,
die Walt mit bissigem Sarkasmus auf die beharrlichen Bemühungen
des jungen Pfarrers reagieren lassen, der dem Wunsch der verstorbenen
Ehefrau gemäß Walt zur Beichte bewegen und ihm zu einem freudvolleren,
gläubigen Leben verhelfen will. Unerfahrenheit und Ahnungslosigkeit
bezüglich der existenziellen Fragen zu Leben und Tod hält Walt
ihm vor und nimmt ihn nicht ernst.
Unschwer lässt sich in dieser Figur der derzeit aktuelle Jungfrau-Saturn
erkennen, der Naivität und jegliche Sentimentalität unter dem
Mantel einer dem Krebs-Zeichen entsprechenden Fürsorglichkeit als
unrealistisch und nutzlos entlarvt. Der aber auch einer so hilflosen wie
fatalistischen Opferhaltung, wie sie im gegenüberliegenden Fische-Zeichen – unter
anderem verkörpert durch den Nachbarsjungen Thao – zu finden
ist, (im Film ganz buchstäblich) das Werkzeug, d.h. die Ressourcen
anbietet, die benötigt werden, um das Leben in die eigenen Hände
nehmen zu k önnen.
Fische und Krebs dort
Die andere Seite der Polarität zeigt sich nicht nur in den Fische-Entsprechungen
der verfallenden, in anarchischer Kaputtheit und Armut versinkendenNachbarschaft,
in der Orientierungslosigkeit des jungen Thao, dessen passive Versuche,
sich dem Zugriff der Ghetto-Gang zu entziehen an seiner Hilflosigkeit
scheitern, in der nachgiebigen und dabei wie Wasser beharrlichen
Persistenz
des Pfarrers,
der Walts einsame Verschlossenheit mit religiösen Mitteln aufzuweichen
sucht. Sie zeigt sich auch in der von Walt zunächst vehement abgelehnten
Dankbarkeit, die ihm von seinen Nachbarn für die Hilfe gegen die gewalttätige
Gang in Form von – meist essbaren (Krebs!) – Geschenken und
Einladungen entgegengebracht wird. Die enge Familiengemeinschaft
um Thao und seine Schwester, an der Walt zunehmend Anteil nimmt,
ist von gegenseitiger
Fürsorge geprägt und ein deutliches Krebs-Gegenbild zu Walts
Steinbock-typischer Eigenbr ötlerei.
Synthese
Der Titel des Films rückt den von Walt mit Geduld und Liebe zum Detail
restaurierten „Gran Torino” ins Zentrum als ein Symbol für
alles, was der alternde Mann zu geben hat: Lebenserfahrung, Sinn für
verantwortliche Gestaltung und die Fähigkeit, Dinge in Ordnung zu
bringen – seine Jungfrau- und Steinbock-Qualitäten. Am Ende
jedoch findet Walt Kowalski auf seine ganz eigene Art auch Zugang zur Fürsorglichkeit
des Krebs-Zeichens und zu einer der Fische-Energie entsprechenden Hingabe.
Und er bringt damit etwas in Ordnung.
Vesna Ivkovic
Vesna Ivkovic studierte Literatur- und Sprachwissenschaften,
Soziologie, Philosophie, Geschichte und beschäftigte sich intensiv mit
Psychologie, Mythologie sowie verschiedenen Glaubens- und Weisheitssystemen.
Parallel dazu erforschte sie die Erkenntniswege des Körpers mittels
der Kampfkunst des Kung Fu, Tanz, Yoga, Qi Gong und verschiedenen anderen
Methoden der Körperarbeit und Bewegungskunst. 1993 entdeckte sie die
Astrologie als Erkenntnisinstrument und absolvierte 2004 am Astrologie-Zentrum
Berlin bei Markus Jehle und Petra Niehaus die Meisterklasse.
Mehr über die Autorin des Cinemaskopes finden Sie auf ihrer eigenen
Website
www.astrosemiotics.de
Das Cinemaskop ist ein Überblick über aktuelle Kinofilme und deren zentrale Thematik aus astrosemiotischer Sicht, (d.h. den Film als Zeichensystem betrachtend und ins astrologische Zeichensystem übersetzend).
Ein gelungener Film hat nicht nur eine Story, ein bestimmtes Thema, er hat auch eine spezielle Atmosphäre, vermittelt ein bestimmtes Gefühl und zieht uns in seine ganz eigene Welt – dieses Grundthema, das sich aus Figuren, Story, Setting und allerlei anderen Komponenten speist, findet seine Entsprechung in einem oder mehreren astrologischen Zeichenprinzipien. Sehr vereinfacht heißt das: ein rasanter Actionkracher konfrontiert uns mit Widder-Energie, ein Horrorfilm dagegen mit skorpionischen Abgründen und Ängsten, etc. Wir kommen aus dem Kino und finden uns – wenn es dem Film gelungen ist, uns zu erreichen – beschäftigt mit und erfüllt von eben diesen Energiequalitäten.
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